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100 Jahre nach der Aufgabe des Weinbaus am Weinberg der Villa Stockhausen entsteht die Idee zur Neuaufrebung des Weinberges am Lingnerschloss. Der Winter 1986 / 1987 war hart und lang. In Sachsen wurden Temperaturen bis minus 30 °C gemessen. Vom 10. bis 15. Januar 1987 stiegen die Tagestemperaturen vielerorts nicht über minus 20 °C.

 Im Frühjahr 1987 beginnen die Familien Kirsch/Salomo, Adler, Meyer, Hildebrand/Gierich, Ulrich, Dramm, Sohr und Rudolph mit dem Beräumen der Terrassen von Gebüsch und Bäumen. Im April wird mit einem Pflug im Direktzug rigolt und von Anfang bis Mitte Mai gepflanzt. Über vier Wochen mussten die Reben eingeschlagen bis zum Pflanzen warten. Am 17. Juni 1987 findet die Gründungsversammlung der Weinbaugemeinschaft Wachwitz/Loschwitz mit 38 Gründungsmitgliedern statt. Nur die Parzelle links unten am Mausoleum findet in diesem Jahr keinen Interessenten. Aufgrund der Lohnwareregelung der Winzergenossenschaft Meissen pflanzten alle Winzer folgende Rebsorten auf Ihrer Parzelle: Müller-Thurgau, Weißburgunder, Grauburgunder, Kerner, Riesling und Traminer. Standortbedingte Überlegungen fanden nicht statt. 1988 übernehmen die noch freie Parzelle die Familien Dr. Kirsch und Langner.

Bereits im zweitem Standjahr 1989 findet die erste Lese statt (483 kg bei mir).

Mit der Wiedervereinigung wurden die Pachtverträge in die neue Rechtslage überführt. Neuer Verpächter wurde der Dresdner Klub e.V.. 1995 schreibt die Stadt Dresden das Grundstück für eine neue Nutzung aus. Die Stadt Dresden sichert den Winzern die Aufrechterhaltung der Pachtverträge zu. Dies soll in einem zukünftigen Erbbaurechtsvertrag festgehalten werden. Im September 1998 lädt die Stadt Dresden zu einem Gespräch hinsichtlich einer Neugestaltung der Pachtverträge ein. 2003 werden neue Pachtverträge mit der Landeshauptstadt Dresden unterschrieben. Im gleichem Jahr schließt die Landeshauptstadt Dresden mit dem Fördervein Lingnerschloss e.V. einen Erbbaurechtsvertrag ab. Der Fördervein Lingnerschloss e.V. tritt in die Pachtverträge mit den Winzern ein. 2012 werden neue Pachtverträge mit dem Fördervein Lingnerschloss e.V. abgeschlossen.

Mit der Bewilligung des Ausreiseantrages in die BRD übergab die Familie Meyer 1989 ihre Parzelle an die Familie Rehme. Umzüge, berufliche und altersbedingte Veränderungen führten zu Veränderungen bei den Pächtern. 1995 überahm Winzer Lutz Müller seine erste Parzelle und begründet damit sein Weingut. 1997 begannen Gespräche mit Winzer Lutz Müller, die im Juni 1998 abgeschlossen wurden, und bis auf Herrn Rudolph kündigten alle Winzer die Mitgliedschaft in der Winzergenossenschaft Meissen. 1999 wurde die erste Ernte an Winzer Lutz Müller geliefert. 2017 übergab Herr Klaus Rudolph altersbedingt seine Parzelle an Professor Rainer Hünecke. Weinküfermeister und Winzer Stefan Bönsch sowie Herr Janko Gotthardt übernahmen jeweils eine Parzelle vom Winzer Lutz Müller. 2018 übernahmen Herr Christoph Hünecke und Stefan Christ die beiden letzten Parzellen vom Winzer Lutz Müller.

2011 werden die Winzer erstmals mit der Idee des Wiederaufbau der ehemaligen Lingnerbahn konfrontiert.

2012 ist der erste Jahrgang von Winzer Lutz Müller, der am Kavaliershaus auf dem Grundstück Schloss Albrechtsberg gepresst, ausgebaut und gefüllt wird. Damit ist die Kelterung von Trauben an die Dresdner Elbhänge nach über 100 Jahre zurückgekehrt. Winzer Lutz Müller bewirtschaftet heute den Weinberg am Schloss Albrechtsberg, im Alleinbesitz und 1998 neu aufgerebt, Parzellen am Lingnerschloss und Flächen im Pillnitzer Königlicher Weinberg.

Es muß noch erwähnt werden, daß Frau Generalkonsul Wunderlich an der Saloppe wiederaufgebet hatte, die 1924 als tragbare Jungpflanzung bezeichnet wurde.1 Allerdings sollte der Dinglinger Weinberg gemeint sein. Das wird in dem Meßtischblatt aus dem Jahr 1910 bestätigt, wo er nach 1904, wo kein Weinbau betrieben wurde, wieder eingezeichnet ist. Auch 1941 war hier noch Weinbau eingezeichnet.

[1] Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band XIII, Heft 6, Seite 218

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