Herr Michael Mastagor zitiert in seiner Gruppe "Was Dresden einst bewegte - Presseschau vor 150 Jahren" auf Facebook täglich die Dresdner Nachrichten und macht es dort öffentlich. Mir ist aufgefallen, daß "Die Saloppe" darin regelmäßig erwähnt wird. Ich habe die entsprechenden Stellen hier chronologisch zusammengestellt. Entstanden ist eine Art Bautagebuch mit ein paar Begebenheiten darum, das ich bis zur Fertigstellung des Wasserwerkes 1875, also 2025, ergänzen werde.
Einer der ältesten und schönsten Aufenthaltspunkte Dresdens, namentlich für die Bewohner der Neu- und Antonstadt, muß einem neuen Unternehmen weichen, nämlich die Restauration zur Saloppe, welche bekanntlich der Stadtgemeinde gehört. Dieselbe soll am 1. October abgebrochen werden, um das Wasserwerk dorthin zu setzen. Möge daher das Publikum im Laufe dieses Sommers diesen prächtigen Aufenthalt noch benutzen und genießen, die leibliche Pflege findet man ja dort auch gut, da der jetzige Wirth, Herr Ehrig, seit 1865 trotz schlechter Jahrgänge stets besorgt war, seinen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. [DN 7.4.1871]
Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 10. Mai. … Hiernach soll die neue Anleihe 3,700.000 Thlr. betragen, die in folgender Weise verwendet werden sollen: 1,500.000 Thlr. für die neue Wasserleitung, 725.000 Thlr. für Neubauten bei der Armen-, Kranken- und Arbeitsanstalten, wovon 325.000 Thlr. zur Erweiterung des Stadtkrankenhauses, 35.000 Thlr. zur Verlegung des Prohliser Landgrabens, 300.000 Thlr. zur Erbauung einer dritten Elbbrücke von der Glacisstraße nach der Pirnaischen Vorstadt, 250.000 Thlr. Straßenanlagen und Expropriationen, zunächst zur Durchführung der Wettinstraße, 600.000 Thlr. zur Erbauung neuer Schulhäuser, 80.000 Thlr. für Neubauten auf dem vormals Schall-Riaucour`schen Grundstücke, 100.000 Thlr. für eine neue Beschleußung der Friedrichstadt, und 110.000 Thlr. zu Creations- und Emissionskosten, etwaigen Coursverlust etc.. ... [DN 12.5.1871]
Ruchlose Hände haben dieser Tage ein Rothschwänzchennest, welches in der Marquise auf der „Saloppe“ angebracht und von fünf Jungen bewohnt war, sammt Letzteren gestohlen. Da die Jungen noch nicht flügge waren, so sind dieselben unstreitig elend um`s Leben gekommen, was um deswillen zu beklagen ist, da bekanntlich die Rothschwänzschen ganz besonders nützliche Thierchen sind. Viele Gäste genannter Restauration, die das Füttern seitens der sorgenden Alten gut beobachtet und dabei eine innige Freude an dem biedern Schauspiel hatten, waren über diese Schändlichkeit entrüstet. [DN 15.7.1871]
Künftigen Sonntag findet ein Früh-Frei-Concert unter den schattigen Linden auf der Saloppe statt. Die Saloppe bleibt doch unstreitig einer der schönsten Punkte in der Nähe der Stadt wegen seiner prachtvollen Fernsicht, und wird hoffentlich trotz des Wasserwerkes als Restauration erhalten bleiben. [DN 22.7.1871]
Anzeige, Dresdner Nachrichten am 22. November 1871
Saloppe. Es hat sich das Gerücht verbreitet, die Restauration sei wegen der neuen Dresdner Wasserleitung am 1. October geschlossen worden. Ich erlaube mir, hiermit bekannt zu geben, daß der Restaurationsbetrieb bis auf Weiteres seinen ungestörten Fortgang hat, und empfehle daher meine Localitäten der interessanten Beobachtung über das rege Leben und Treiben der vielen Arbeitskräfte und das rasche Fortschreiten des Werkes.
Auch ist von Seiten des geehrten Stadtraths ein neuer Fußweg von der Elbe nach der Restauration angelegt.
Hochachtungsvoll
Friedrich Ehrig.
Restaurateur.
Während der letzten Monate ist man für die Zwecke der neuen D r e s d n e r W a s s e r l e i t u n g mit dem Uferbau längs der Saloppe bis zur Albrechtsburg fertig geworden und hat zugleich den durch den Bau gewonnenen Uferraum mit den abgetragenen Sandmassen des Saloppeberges ausgefüllt und den Bau der beiden Sammelbassins in Angriff genommen. Die strenge Kälte brachte eine kurze Unterbrechung in die Arbeit, es ist aber Aussicht vorhanden, daß in einigen Wochen wenigstens der vom niedern Wasserstande abhängige Theil der Arbeit beendet sein wird. In der Zeit vom 2. November bis 3. December ist auch der aus Sandstein bestehende Bassinkörper, der auf einem mit der starker Eisenarmirung versehenen Holzkranze ruht, bis zur bedingten Tiefe von 5 Metern unter Nullwasserstand in den Untergrund versenkt worden. Der dabei gewonnene Kies erwies sich vollständig rein. Bei dem Bau des Bassins wurde gefunden, daß sowohl hinsichtlich der Temperatur als hinsichtlich der Härtegrade die unterirdischen Wasserzuflüsse verschieden von einander sind, und daß der Zufluß der Quellwässer von der Bergseite weit stärker ist als der Zufluß des Elbgrundwassers. Den Bau des zweiten Sammelbassins betreffend, so stellten sich besondere Schwierigkeiten entgegen, bestehend in großen Steinmassen, welche bei einem früheren Uferbau an dieser Stelle versenkt worden sind. Auch diese sind aber gehoben und es kann der Bau mit der Aufmauerung und Versenkung des zweiten Bassins erfolgen. [DN 29.12.1871]
Wenn man den reizenden Aufenthaltsort, die „Saloppe“, besucht und im Genuß der herrlichen Aussicht unter den alten Linden sitzt, zu welcher gestern die ersten Staare zurückkehrten, so wird man einigermaßen sentimental in der Annahme, diese beim Publikum so lange in Ehren gestandene Restauration thue ihre letzten Athemzüge. Zunächst soll sie ja doch eingehen und über die Neueröffnung, die etwa später zu ermöglichen sein könnte, verlautet noch nichts. Wir glauben im Sinnen sehr Vieler zu sprechen, wenn wir dem Wunsche Ausdruck geben, es möge noch vor Abbruch des jetzigen Gebäudes an geeigneter Stelle ein neues Restaurationshaus erbaut und dem Publikum durch den jetzigen, höchst intelligenten Wirth übergeben werden. [DN 12.2.1872]
Aus Dresden berichtet die „B. B.-Ztg“: Für unsere Stadt ist nunmehr der Bau der neuen Wasserleitung in Angriff genommen, deren Kosten auf 1 ½ Mill. Thlr. veranschlagt sind. [DN 7.3.1872]
Wie alle Jahre, so findet auch morgen wieder das entreefreie Frühconcert auf der alten S a l o p p e unter schönen, schattigen Linden statt. Es ist das letzte in diesen Lokalitäten und wird lange Pause eintreten, bevor eine neue Saloppe entstehen wird. [DN 18.5.1872]
Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 29. Mai. … Unter den eingegangenen Gegenständen befand sich ein Communicat über das st ä d t i s ch e W a s s e r w e r k. Da in demselben zugleich auf die Schäden Bezug genommen wurde, welche durch die letzte Hochfluth eingetreten sind, theilte der Vorsitzende Ausführlicheres daraus mit. Der Stadtrath sagt nämlich, indem er sich eingehender über das Wasserwerk verbreitet, über die Schäden, daß sich dieselben erst nach dem Wiedereintritt eines normalen Wasserstandes ermitteln lassen. Sie hätten, soweit sie von der Wasserüberfluthung herrühren und die umgeworfenen Locomobilen und Holzmaterial betreffen, vollständig vermieden werden können, leider sei aber weder vom Stadtrathe, noch von der Bauverwaltung des Wasserwerkes rechtzeitig von der drohenden Gefahr Mittheilung gemacht worden. Das bezügliche Schreiben der kgl. Wasserbaudirection sei leider nur unter „einfacher“ Adresse des Stadtraths nach dem Poststempel am 26. Mai, also an einem Sonntag, Nachmittags zwischen 12 und 1 Uhr auf die Post gegeben worden und habe sich unter den am Montag Morgen eingegangenen Postsachen befunden. (Hört!) Früher seien weitere mündliche Mittheilungen weder ihm, noch den bei dem Wasserwerk beschäftigten Beamten zugegangen und werde insbesondere von dem Vorstande des Wasserleitungswesens, welcher am Sonntag, den 26. Mai, Abends zwischen 7 und 8 Uhr den Bau unterhalb der Saloppe begangen habe, versichert, daß weder an den dortigen Beamten, noch an den daselbst stationirten Beamten eine mündliche Meldung gelangt sei, Letzterer vielmehr erst bei Anbruch des Tages durch den Uebertritt des Wassers über die Ufer auf die drohende Gefahr aufmerksam geworden sei. Stadtv. Linnemann war der Meinung, daß der Stadtrath durchaus nicht berechtigt gewesen sei, rücksichtlich des Wasserwerks directe Depeschen zu erwarten; vielmehr hätte derselbe, wie alle von der drohenden Gefahr rechtzeitig unterrichtet gewesen, davon berührten Privatpersonen, Vorsorge treffen sollen. Am Sonntag Nachmittag und am Abend wären an den bekannten Orten zu lesende Depeschen eingegangen, und wäre es wohl in Ordnung gewesen, wenn der Stadtrath gewisse Personen beauftragt hätte, sich nach dem Stande der Sache zu erkundigen, statt auf directe Depeschen zu warten. Stadtv. Adler reducirt aus dem Umstande, daß Montag früh im amtlichen Organe des Rathes bereits diese Angelegenheit betreffende Depeschen abgedruckt gewesen seien, daß der Rath wohl vorher Kenntniß davon gehabt haben und er füglich am Nachmittag der vorhergehenden Tages so gut wie Private von der drohenden Gefahr unterrichtet gewesen sein könne, um rechtzeitig die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen. Allerdings halte er den Staat für verpflichtet, im Landesinteresse derartige Mittheilungen zu machen. Stadtv. Wolframm meint, daß der Stadtrath seine Schuldigkeit gethan habe. Schon Sonntag Nachmittag sei den Bewohnern der Trabantengasse und des Schützenplatzes u. s. w. „großes Wasser“ angekündigt worden (!). Ebenso gab Stadtv. Junghähnel seiner Verwunderung über die stadträthliche Mittheilung Ausdruck. Stadtv. Director Fröhner constatirte nur, das Uebrige dem begutachtenden Ausschuß überlassend, daß also nach eigener Mittheilung des Stadtrats wunderbarer Weise auf dem Rathhause kein Eingangsbureau für pressante Sachen sich befinde und also Niemand da sei, der solche entgegennehme.Im Uebrigen sei Das, was dem Rathe, resp. dem Stadtbauamte unbekannt geblieben, am Sonntag Nachmittag schon aller Welt bekannt geworden, und es sei allerdings auffällig, daß der Stadtrath keine andere Entschuldigung für sein Nichtsthun geltend zu machen habe. Stadtv. Linnemann hielt diese Mittheilung für eine etwaigen Vorwürfen des hiesigen Collegiums vorgreifende und denselben die Spitze abbrechen sollende Entschuldigung des Stadtraths.Constatirt sei, daß die betreffenden Depeschen in der gewöhnlichen Weise rechtzeitig in Dresden angelangt sind. Habe der Stadtrath nach der Aeußerung eines Vorredners Bewohnern bedrohter Stadttheile schon am Sonntag eine Warnung zugehen lassen, so sei er eben so verpflichtet gewesen, Schutzmaßregeln beim Wasserwerke zu treffen. Stadtv. Wasserbauinspector Schmidt bemerkte zur Richtigstellung der Sache, daß sofort nach Eingang der ersten Depesche aus Prag die Stromaufsichtsbeamten von hier aus sämmtliche Fährleute und Uferbesitzer abwärts bis Meißen und aufwärts bis Pillnitz innerhalb des Dresdner Aufsichtsbezirks von der Gefahr in Kenntniß gesetzt haben. Ihm sei auch unerklärlich, daß der Wasserwerksverwaltung keine Nachricht zugegangen sein solle.Der Vorsitzende, Prof. Wigard, schloß die Verhandlung mit der Bemerkung, daß ihm die stadträthliche Mittheilung nicht genügend erscheine. Er habe auch schon am Sonntag davon Kenntniß erlangt und er glaube, der Stadtrath habe die Verpflichtung, nicht erst auf Depeschen zu warten, sondern selbst seine Schuldigkeit zu thun und vorzusehen, daß solche Sachen nicht eintrete. … [DN 31.5.1872]
Die Schäden, welche durch das in voriger Woche eingetretene Hochwasser der Elbe den Wasserbauten an der Saloppe zugefügt worden sind, erweisen sich als unbedeutend. Von den beiden daselbst stationirten Locomobilen ist die eine zwar von der Fluth umgeworfen worden, aber ebenso wenig wie die andere wesentlich beschädigt und nur geringfügigere Reparatur bedürftig. Auch ein Theil der vom Strom entführten Hölzer ist wiedererlangt worden, den unterirdischen Brunnen und Bassins aber konnten selbstverständlich durch darüber hinweggehende Wassermassen Schäden nicht zugefügt werden. Da auch die Sandmassen, mit denen die Buhnenfelder unterhalb der Saloppe ausgefüllt worden sind, nur an wenigen Stellen durch den Strom aus ihrer Lage gebracht worden sind, so wird der gesammte Schaden nur auf einige Hundert Thaler sich belaufen. [DN3.6.1872]
Die Sächsische Dorfzeitung schreibt: Mit dem Erscheinen des neuen Wasserwerks, für welches nach dem Bericht des Verwaltungs- und Rechtsausschusses, bis jetzt eine Gesamtkostensumme von 1.584.292 Thlr. bewilligt ist, werden die allen Dresdnern so lieb gewordenen Restaurationslocalitäten auf dem Saloppenberge zwar zum Abbruch kommen, aber durch einen Neubau für städtische Rechnung ersetzt werden. Das in herrlicher Elblage befindliche Etablissement soll auch späterhin, in verschönerter Gestalt, dem Publicum zugänglich sein, zumal nicht zu bezweifeln ist, daß dasselbe nach Ausführung des Wasserwerks von Einheimischen wie Fremden sich eines großen Zuspruchs erfreuen wird. Uebrigens ist man an der betreffenden Stelle der Ansicht, bei dem Baue und der Ausstattung des neuen Restaurationsgebäudes die Privatspeculation in entsprechender Weise concurriren zu lassen. [DN 26.6.1872]
Die reizend gelegene Saloppe thut ihre gastlichen Räume zunächst am Dienstage das letzte Mal auf, um dann während des ferneren Baues der Dresdner Wasserleitung geschlossen zu werden. [DN 8.7.1872]
Der Bau der zu der großen Wasserleitung gehörigen Cysterne auf der Radebergerstraße, schrägüber dem Fischhause, schreitet rüstig vorwärts. Ungeheuere Steinmassen sind schon hingerafft worden und der Grund zu dem colossalen Sammelbassin ist zum großen Theil ausgegraben. Noch immer sind die meisten der die Radebergerstraße hinauswandernden Spaziergänger etc. erstaunt, wenn sie auf diese neue Colonie mit den ganz sauber gebauten Holzschuppen und Ställen stoßen und vor Allem die fremdartigen, gebräunten Gestalten mit den schwarzen Augen, die aus Italien und der südlichen Schweiz gekommenen Arbeiter, sehen. Man hat einen artesischen Brunnen errichtet und Eisenbahnschienen gelegt, auf welchen in Lowries die Steine befördert werden. Mit zähem Fleiße wird gearbeitet und ist es ganz interessant, diesem fremden Völkchen und seiner Arbeit einige Blicke zu widmen. [DN 16.7.1872]
Man legt jetzt einen Telegraphendraht längst der Schillerstraße, um die städtische Wasserleitung mit den Feuermeldestellen innerhalb der Stadt zu verbinden. Im Falle einer Feuersgefahr wird vom Innern der Stadt aus die telegraphische Meldung nach dem Wasserreservoir auf der Saloppe erfolgen; dort bewirkt man durch größeres Öffnen der Hähne einen solchen Druck auf das nach der Stadt strömende Wasser, daß ohne Anwendung von Dampffeuerspritzen ein fußdicker, kräftiger Wasserstrahl nach den höchsten Gebäuden gespritzt werden kann. Insoweit ist die Legung des Telegraphendrahtes nur mit Freuden zu begrüßen; leider aber scheint man bei dieser Legung nicht mit gehöriger Vorsicht gegen die Bäume zu Werke gegangen sein. Es sind ganze Schubkarrenladungen von Wurzeln aus dem dicht neben der Baumreihe aufgeworfenen Graben fortgeschafft worden, sodaß die Gefahr sehr Nahe liegt, daß die ihrer Saugwurzeln beraubten Kastanien demnächst eingehen werden. Die Kastanien auf der Schillerstraße sind ohnehin ziemlich vernachlässigt und doch ist die Allee nach dem Waldschlößchen eine der schönsten, die Dresden hat. Die Bäume stehen so hart am Straßengraben, daß sie wenig Nahrung finden können, alles Regenwasser läuft ab. Wenn man diese Kastanien nicht bald verschneidet, so fürchten wir, daß sie in den nächsten Jahren Niemanden mehr durch Schatten und Blüthe erquicken werden. [DN 7.9.1872]
Beim Grundgraben für das Maschinenhaus der städtischen Wasserleitung am Fuße des Saloppenberges ist man auf einen solchen Quellenreichthum gestoßen, daß seit langer Zeit eine Lokomobile Tag und Nacht beschäftigt ist, das Wasser der Elbe zuzuführen, welches beim Bau des Maschinenhauses nur hinderlich ist. Dieses Auffinden des von den Höhen nach dem Elbbette strömenden Wassers hatte man erwartet und seine Vorkehrungen dafür getroffen. Jetzt wird der ganze Grund gerade wie beim Hoftheaterbau betonirt, so daß späterhin das Wasser dem Gebäude keinerlei Schaden thun kann und sich einen natürlichen Ausweg nach dem Flusse von selbst suchen wird. Die Masse des zuströmenden Wassers bietet einen Beweis von der Richtigkeit der Saalbach`schen Theorie, daß in der That an der geeignetsten Stelle das große vaterstädtische Unternehmen begonnen wurde. Nicht minder wird jetzt der Grund des großen Sammelbassins, das nun nach Tiefe, Länge und Breite im Sande ausgegraben ist, betonirt. Die Massen von an beiden Stellen verwendeten hydraulischem Kalke, Cement, Schlacken, Ziegelstücken u. s. w. sind ganz außerordentlich. [DN 12.9.1872]
Ein Spaziergänger am Elbestrande schreibt uns: Am Sonntag Nachmittag gegen 5 Uhr war ich Augenzeuge eines Weintraubendiebstahls von einem Weinberge in der Nähe der Saloppe, welchen „junge Herren“, bald hätte ich geschrieben 15jährige Zuchthausknospen, angesichts der Spaziergänger ausführten, indem sie einander an der Mauer hinaufhalfen und mit langen Stöckchen die Trauben herunterschlugen. Ich sah ihrem Treiben geraume Zeit zu, was sie aber nur mehr zu ermuthigen schien und ihr Lachen anregte, indem sie wohl meinen mochten, mich erfreue ein solch herrliches Ergebniß des obligatorischen Turnunterrichts. Merkwürdig war, daß von allen Vorübergehenden nur ich, dem Anschein nach, für diese hoffnungsvollen Jünglinge Augen hatte! [DN 26.9.1872]
O e f f e n t l i ch e S i tz u n g d e r S t a d t v e r d n e t e n. Mittwoch den 23. October … Das jetzt vielgenannte Prinzenauen- Bebauungsproject gelangte unter Nr. 10 der Tagesordnung zur Berathung. Der Verwaltungsausschuß brachte durch seinen Referenten Stadtverordneter Jordan den Antrag ein: „den Stadtrath zu ersuchen, unverweilt Erörterungen darüber anstellen zu lassen, ob und in wie weit die Ausführung des unter der Firma „Prinzenaue“ in Aussicht genommenen Bebauungsprojectes den städtischen Interessen im Allgemeinen, insbesondere aber der Wasserwerksanlage unterhalb der Saloppe von Nachtheil sein könnte, und eventuell geeignete Schritte zur Verhütung solcher Nachtheile unter entsprechender Mittheilung hierüber an das Collegium zu thun.“ Auf Jordans diesbezügliches Referat erfolgte lebhafter Beifall. Er erblickte in dem Unternehmen durch die damit verbundene nothwendige Aufdämmung des dortigen Ufers und die dadurch erfolgende Stromcorrection wirkliche Gefahren, nicht nur für die Bewohner oberhalb des Elbufers, namentlich auch für mit so großen Opfern erzielten Wasserwerke der Saloppe betont, daß es auffallen müsse, daß ein Regierungsbeamter (Regierungsrath Königsheim) jetzt ein Unternehmen ins Leben rufe, welches seinem erst vor Kurzem beendeten Waldpark-Unternehmen nur schädigend sein müsse; er beklagt auch, daß man noch nicht eine Wasserbaucommission eingesetzt habe, da das noch in Kraft bestehende Wasserbaumandat von 1819 die Bebauung der Elbufer nur nach Cognoscirung dieser Commission genehmigt. (Bravo.) Stadtverordneter Advocat Krause spricht gegen die Referenten; er glaubt nicht, daß die Frage überhaupt in den Stadtverordnetensaal gehöre, bezweifelt die Gefährlichkeit und meint, die Regierung würde das schon Alles gründlich untersuchen lassen, glaubt auch nicht, daß ein Unteranlieger an der Elbe seinen Oberanlieger und umgedreht in Bebauungsplänen stören dürfe, im Gegentheil das Bauen sei eine natürliche Folge des Grundeigenthums, bemerkte auch später, daß er in dem Antrage des Ausschusses eine Anfeindung des Unternehmens erblicke von der er sich fernhalten wolle. Die letztere Behauptung ward ihm vom Stadtverordneten Kaufmann und Dr. Wigard kräftig widerlegt. Auch die Stadtverordneten Hultzsch, Dr. Wigard und andere stimmten dem Referenten bei. Dr. Wigard hob hervor, daß dies gerade in den Stadtverordnetensaal gehöre, weil dieses Project nach allgemeiner Annahme die Interessen der Stadt gefährden könne und das Collegium d a z u d a s e i, d i e s e I n t e r e s s e n z u w a h r e n. (Lebhaftes Bravo.) Der oben bezeichnete Antrag ward nach kurzem Schlußwort des Referenten, der für die allseitige Theilnahme bei der Frage dankte gegen die einzige Stimme des Herrn Stadtverordneten Advocat Krause mit großer Bestimmtheit zum Beschluß erhoben. … [DN 25.10.1872]
Gestern Nachmittag 3 Uhr ist die feierliche Grundsteinlegung zum Maschinenhause der Wasserwerke am Fuße der Saloppe feierlich vor sich gegangen. Es waren dabei anwesend mehrere der Herren Stadträthe, Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer, der Vorstand des Stadtverordnetencollegiums und die Mitglieder der Wasserleitungs-Deputation. Nachdem die Herren Oberbürgermeister Pfotenhauer, Stadtverordnetenvorsteher Hofrath Ackermann und der Erbauer der städtischen Wasserkunst, Herr Director Saalbach, den bedeutungsvollen Moment durch Reden gewürdigt hatten, folgten die üblichen Hammerschläge und hierauf brachte Director Saalbach ein Hoch auf die Stadt Dresden aus, was, begleitet von dem Donner der abgeschossenen Böller, begeisterten Widerhall fand und womit die Feierlichkeit schloß. [DN 27.11.1872]
Das großartige Wasserwerk, das Schooßkind der Stadt Dresden und namentlich des Stadtverordneten-Collegiums – wie es der Vorsitzende des letzteren in seinem Jahresberichte sehr richtig nannte – ist rüstig vorwärts geschritten und in kräftiger Weiterentwicklung begriffen, es wird sowohl am Maschinenhause, am Fuße des Saloppenberges, als auch am Hochreservoir in der Nähe des Fischhauses tapfer gearbeitet, und bereits ist der Dammbau am Elbufer, von der Saloppe aufwärts bis unter der Villa Suchay, dem obersten Ende der projectirten Sammelrohrstrecke, vollendet. Die Anlegung des Hochreservoirs machte die Ausgrabung und Wegschaffung von etwa 32.000 Cubikmeter Sandboden, und diesumfängliche Arbeit der Abpflasterung des Baugrubenbodens mit Granitsteinen, wie die Betonirung der Mauern, das kräftige Arbeiten vieler Hundert Leute nöthig. Um den Grund zum Maschinenhause zu gewinnen, mußten vom Saloppenberge kolossale Sandmassen weggeschafft und zur Baugrube circa 30.000 Cubikmeter Bodenmasse ausgehoben werden. Mit 2750 Cubikmeter Bodenmasse ist eine 2 Meter starke Betonsohle in die Grube gelegt worden; die Umfassungsmauern in Stärke von 4 Metern sind schon ziemlich hoch und hat das gesammte Mauerwerk bis jetzt 2000 Stück Sandstein-Quadern absorbirt. Durch die Aufstellung zweier Locomobilen von je 10 Pferdekräften und dreier Centrifugalpumpen ist die bedeutende Wasserausschöpfung bewältigt worden. Durch mehrere Monate hindurch ist immer in 24 Stunden eine Wassermasse von 10.000 Cubikmeter ausgehoben worden. Von den Gießereien wurden bis Ende dieses Jahres 40.100 laufende Meter Röhren im Gesammtgewicht von 39.100 Centner geliefert, die sämmtlich auf der Probir-Station bei der Neustädter Gasanstalt mit eigens dazu construirten großen Apparaten geprüft worden sind. Eine Dampfmaschine von 10 Pferdekräften hebt das zum Füllen der Röhren nöthige Wasser aus einem steinernen Bassin in ein höher liegendes Reservoir, aus welchem es in die Röhren gebracht wird. Die Legung der Röhren begann im Juli, was wir schon seiner Zeit eingehend mittheilten, und ist hauptsächlich die Neustadt bis jetzt versorgt worden. Bis Ende dieses Jahres hat man 24.956 Meter Röhren von 10 – 14 Centimeter Durchmesser gelegt und 137 Absperrschieber und 296 Feuerhähne angebracht. Bei dem zur Bauarbeit sehr geeigneten Wetter wird man trotz des Winters Vieles noch bewältigen können und nur das etwa im Frühjahr eintretende Hochwasser wird eine wirkliche Unterbrechung der Arbeit bedingen. [DN 5.1.1873]
Ueber die Anlegung unserer Wasserwerke bringt die D. A. Z. folgenden instructiven Artikel: Vom Fuße des Waldschlößchens bis hinauf zum Garten der Albrechtsburg hat man der Elbe ein Terrain entrissen, auf dem sich unsere neuen städtischen Wasserwerke erheben und einst nach ihrer Vollendung ebenso zu Schönheit des Elbthales beitragen, wie der Stadt Dresden zum Segen gereichen werden. Inmitten dieses über den Elbspiegel gehobenen Plateau und zwar unmittelbar vor dem reizenden Aussichtspunkte „Saloppe“ ersteht das neue Wasserschloß im Altdeutschen Renaissancestyl, 68,8 Meter lang und 27 Meter tief, das Maschinenhaus mit 10, das Kesselhaus mit 9 Fenstern Front umfassend und unter einem Dache bergend. Die vordere, ach der Stadt gerichtete Façade, Telegraphenzimmer und Wohnungsräume enthaltend, zieren zwei Thürme, einige 30 Meter hoch; ebenso Mittelbau, während die nach Loschwitz gelegen hintere Front mit einem etwas höhern Thurme zum Kohlenaufzuge für das anstoßende Kesselhaus abschließt. Seit Jahr und Tag arbeiten hunderte von rüstigen Händen, um die riesigen Fundamente zu diesem Bau zu legen. Bis jetzt hat man dieselben sammt den Umfassungsmauern des Maschinenhauses bis zur Oberkante der Maschinenfundamente – 5, 93 Meter über den Nullpunkt der Elbe – fertig und verwandte dazu 140.000 Kubikfuß Quadern, während die bis 9 Meter Höhe und 3,7 Meter Breite ansteigenden wasserdichten Umfassungsmauern noch im Laufe dieses Sommers beendet werden sollen, um jede Hochfluth und stiege sie noch 1 Meter über die bisher höchste von 1845 – an diesen steinernen Wandungen brechen und für das ganze Werk unschädlich zu machen. Die Höhe des Maschinenraumes, von den Maschinenfundamenten bis zum Dache, beträgt 12,50 Meter. Der Bau des Kesselhauses ist noch nicht so weit vorgeschritten und beschäftigt man sich gegenwärtig mit Cementirung der Sohle. Auf dem freien Raume zwischen Maschinen- resp. Kesselhaus und Elbe liegen zwei Sammelbassins, 8 Meter tief und 7 Meter im Durchschnitt, welche mittelst Saugröhren durch 12 auf dem Plateau angebrachte Brunnen getränkt werden. Das Wasser wird von hier nach dem 65 Meter höher gelegenen Hauptreservoir am Fischhause geleitet. Dieses Reservoir, durch einen wasserdichten Scheidewand in zwei gleich große Abtheilungen getheilt, ist 112 Meter lang, 42 Meter breit, 6 Meter hoch und faßt 1 Million Kubikfuß Wasser. Durch dasselbe werden die nach der Stadt führende Röhren gespeist. Der Entwurf zum ganzen Werke stammt bekanntlich vom Herrn Ingenieur Saalbach her; die Ausführung liegt in den anerkannt tüchtigen Händen des Herrn Bauweiter Jehn. Ueber 300 Arbeiter, darunter viele Italiener und Böhmen, sind dabei beschäftigt und lobt man namentlich die Arbeitsamkeit und Ausdauer der Italiener. Sieben von ihnen kehrten heute nach der Heimath zurück, da sie briefliche Mittheilung erhalte, daß das Erdbeben vorigen Monats daheim große Verheerungen angerichtet und ihre Häuser theils eingestürzt, theils so beschädigt hat, daß sie abgetragen werden müssen. [14.7.1873]
Nächsten Dienstag wird der Personenwagenverkehr auf der Augustusbrücke nach beiden Richtungen hin wieder freigegeben werden, da die Rohrlegung für das städtische Wasserwerk auf derselben nun vollendet ist. [DN 20.7.1873]
Vorgestern Nachmittag besichtigten unter der Leitung des Herrn Stadtrath Stübel und des Oberingenieurs Saalbach unsere Stadtverordneten die neuen Wasserwerke unterhalb der Saloppe und oberhalb des Fischhauses. Trotz der bedeutenden Dimensionen ist das großartige Werk in der verhältnißmäßig kurzen Zeit der Arbeit ziemlich vorgeschritten. Unten an der Elbe ist die Fundamentirung zu den 6 Dampfmaschinen, welche 800 Pferdekräfte repräsentiren sollen, fertig gestellt, ebenso die Sammelrohre, jedes 60 Centimeter stark, gelegt,und die großen Sammelbassins vollendet. Die beiden oberen riesigen Wasserreservoirs gegenüber dem Fischhaus, deren jedes etwa die räumliche Ausdehnung unseres Posthofes und eine Tiefe von etwa einer Etage hat, sind am weitesten vorgeschritten; das eine Reservoir ist bis auf die Ueberwölbung fertig und vollständig mit Cement auspolirt. Auf die steinernen Ueberwölbungen wird dann Kies, Erde und Gras gedeckt, wodurch die nothwendige Kühle im Innern befördert wird. Die Böden der Reservoirs sind nicht waagerecht, sondern senken sich nach einer Seite. Nach dieser niedrigsten Fläche des Reservoirs senkt sich etwaiger Schmutz und die vom Bassin an der hochliegenden Bodenfläche nach der Stadt auslaufenden Rohre nehmen daher immer nur das reine klare und gekühlte Wasser auf. Dagegen sind die Rohre, welche von der Elbe herauf das Wasser in die Reservoirs bringen, in der Mitte des Bodens angebracht und zwar so, daß sie frei in dem Raume bis zur Höhe reichend, das Wasser ü b e r l a u f e n d abgeben. Wenn das Reservoir genugsam gefüllt ist, tritt das Wasser in ein Ablaufsrohr und giebt, da es hinabfließt, unten an, daß momentan ein Wasserbedarf im Reservoir nicht mehr vorhanden ist. Das Sammelrohrlager ist vom Waldschlößchen bis zur Stadt fertig. Die von den Reservoirs bis zum Waldschlößchen liegenden Rohre sind die stärksten; sie haben einen Durchmesser von 75 Ctm. im Lichten. [DN 31.7.1873]
Unter freundlicher Führung Seitens des Herrn Ingenieur Weiße und des Herrn Oberaufsehers Schau haben wir vorgestern Nachmittag den neuen Dresdner Wasserwerken am Fuße der Saloppe einen Besuch abgestattet, der zur besseren Kenntnißnahme der interessanten Bauten und der Manipulationen der Wassergewinnung instructiv und lohnend war. Vor allen Dingen sind sich Tausende, wie wir oft hörten, noch gar nicht klar, was für Wasser da draußen gewonnen wird und die meisten Leute nehmen an, es sei Elbwasser, was in die Reservoirs gebracht und dort geklärt werde. Dies ist das Falscheste. Das für die Wasserleitung zu gewinnende Wasser ist ein sich unter der Sohle des Elbflußbettes ansammelndes r e i n e s, k l a r e s G e b i r g s w a s s e r, was da unten in reicher Menge vorhanden ist, zu dessen Erlangung zunächst längst der Elbe hin ein tief unter das Elbbett hinabreichender Graben von etwa einer Länge gleich der Moritzstraße angebracht und auf dessen Grund zunächst gröberes und mindergröberes Gestein in starker Schicht gelegt ist. Auf dieser Steinschicht ruhen nun die größeren eisernen S a m m e l r ö h r e n, deren Körper zum Aufnehmen, bez. Einsaugen des Wassers mit zahlreichen geschlitzten Oeffnungen versehen und ringsherum ebenfalls mit gröberen und minder gröberen Steinschichten bedeckt worden sind, so daß das Wasser, ohne die Oeffnungen durch Sand zu verstopfen, gewissermaßen filtrirt in die Rohre einströmen kann. Diese Rohre münden nun an ihren beiden Enden in die beiden gleich tiefliegenden ausgemauerten großen Hauptsammelbassins, von denen das eine am Elbufer nicht weit vom Waldschlößchen, das andere unterhalb der Saloppe beim großen Dampfmaschinenhause bis zu beträchtlicher Tiefe eingewölbt sind. Aus dem letztgenannten Sammelbassin wird nun durch die Dampfmaschinen das angesammelte Wasser mittelst mächtigem Saugrohre herausgezogen und hinauf in die großen Reservoirs am Fischhaus, die wir schon neulich beschrieben haben, gedrückt. Das vorher beschriebene Sammelrohr liegt mit den Sammelbassins in gleichem Niveau und so gleicht sich auch der Wasserstand durch Zufluß in das sich entleerende Bassin immer wieder aus. Ueber das gewonnene Wasser läßt sich nur sehr Lobendes sagen. Wir tranken an Ort und Stelle zwei Glas und fanden zunächst die Farbe desselben crystallrein und ohne jeden Beigeschmack; vielleicht hat dieses Quell- oder Gebirgswasser ein Geringes weniger Salpetergehalt als anderes Brunnenwasser und erscheint etwas weicher, aber es schmeckt trefflich und besitzt eine erfrischende Kühle. Die zwei Reservoirs am Fischhaus, welche 65 Meter über den Nullpunkt des Elbpegels liegen, können bedeutende Massen Wasser aufnehmen, denn jedes Reservoir faßt 10.000 Cubikfuß (beide also 20.000 Cubikfuß) Wasser, welches in denselben eine Höhe von 5 Meter erreicht und jedes Reservoir ist 52 Meter lang und 37 Meter breit. Daß jetzt bereits das Röhrennetz von Neu- und Antonstadt gespeist worden ist, haben wir bereits früher erwähnt; es wird das Wasser hierzu interimistisch dem ersten nach der Stadt zu gelegenen Hauptsammelbassin unten an der Elbe entnommen und von dort durch Dampfkraft nach einem Hauptrohr unmittelbar am Waldschlößchen gedrückt, von wo aus es sich den städtischen Röhren mittheilt. Der Meinung, daß das Wasserwerk bei Hochfluth der Elbe gestört werden könnte, ist schon früher entgegen getreten worden. Die Sammelbassins am Elbufer werden aber hermetisch verdeckt und trotz eines noch so großen Wassers wird die erforderliche Wassergewinnung an dieser Stelle ungestört ihren Fortgang nehmen.“ [DN 7.8.1873]
In unseren gestrigen Notizen über die Dresdner Wasserwerke ist zu berichten, daß die beiden Reservoirs am Fischhaus nicht 20.000 Cubik-Fuß, sondern 20.000 Cubik-Meter Wasser fassen. Uebrigens stellen sich der Rohrlegung in den Straßen Dresdens oder vielmehr bei den vorbereitenden Arbeiten dazu, d. h. beim Grabenziehen, neue, oft unerwartete Schwierigkeiten entgegen. So ist man z. B. hierbei unterm Georgenthore auf vollständig gut und festerhaltene Brückenbögen gestoßen. Der Mittelbau des Georgenthores ruht unmittelbar auf Bögen der früher dort endenden alten Elbbrücke. Diese Brücke ward 1344 ganz von Sandsteinen erbaut und hatte damals 24 Pfeiler und 23 Bögen, stand auch mit dem Georgenschlosse durch eine Zugbrücke in Verbindung; ein Einnehmerhäuschen stand damals an der Stelle, wo jetzt die Hofapotheke sich befindet. Bei der vom Kurfürst Moritz vorgenommenen Erweiterung der Festungswerke verlor die Brücke 5 Pfeiler und später bei Erbauung der Katholischen Kirche noch 2, welche sämmtlich verschüttet wurden und nun noch theilweise unter dem Georgenthore und dem Schloßplatz vorhanden sind. Es dürfte das Auffinden dieser Bögen auch dem projetirten Umbau des Georgenthores eine andere Wendung geben. Auf der Augustusstraße ist man gleichfalls unter der Erde auf massiv gemauerte Schleußen gestoßen, von denen Niemand weiß von wo sie kommen und wohin sie führen. Natürlich wird durch solche Kommata der rasche Fortgang, sowie die Richtung der Rohrlegung oft wesentlich gehindert und gehemmt. [DN 8.8.1873]
Gestern Nachmittag gegen ½ 6 Uhr brach auf der Sporergasse ein großes Stück Seitenwand des Grabens für die Wasserrohrlegung zusammen und stürzte auf einen unten beschäftigten Arbeiter, denselben vollständig verschüttend. Nur dem raschen Zugreifen der Arbeiter und der emsigen Arbeit aller zur Hilfe Herbeigeeilten ist es zu danken, daß der Mann nicht erstickt ist. Nach seiner baldigen Befreiung erholte er sich von seinem Schrecken und dem Drucke der auf ihn gelegenen Last an der Luft bald wieder. [DN 10.9.1873]
Gestern ist endlich – nach verhältnißmäßig nicht zu langer Arbeit – der Tract der Wasserleitung auf der Waisenhausstraße bis Victoriahotel beendet worden, und die Bahnwagen gehen wieder durch bis zum Böhmischen Bahnhof. Die nun noch außenstehende Pragerstraße wird später im Anschluß an die Seestraße gebaut und hört alsdann der Pferdebahnverkehr über Victoriahotel ganz auf. [DN 11.9.1873]
Die Hausbesitzer und Ladeninhaber der Seestraße, gewitzigt durch das Schicksal ihrer Mitbürger auf der Wilsdrufferstraße, haben als das Aufreißen ihrer Straße beginnen sollte, an den Stadtrath eine dringende Vorstellung gelangen lassen, nicht eher zu beginnen, als bis nicht Gewißheit vorhanden, daß die Straße bald wieder communicationsfähig werden könne. Es ist ihnen eine befriedigende Zusicherung zu Theil geworden. Auch die Beschleusung und Röhrenlegung auf der Schloßstraße ist verhältnißmäßig rasch gegangen; gestern fuhr auf ihr der erste Wagen. Nur die arme Webergasse scheint zum Aschenbrödel Dresdens ausersehen. Die dortigen Ladeninhaber und Bewohner sind in lebhafter Aufregung darüber, daß so ganz und gar nicht der Bau der Straße fertig werden will. Wie soll das werden, wenn nun noch die Umzugszeit kommt? Wenn der Stadtrath D a s hörte, was dort täglich über das langsame Vorrücken der Straßenarbeiten gesprochen wird, er verschaffte selbst mit einigen Opfern der Seufzergasse – wollte schreiben Webergasse endlich Erlösung von ihren Leiden. [DN 21.9.1873]
Das großartige und kostspielige Werk der neuen Wasserrohrleitung beginnt leider schon vor seiner Vollendung bedauerliche Schäden zu zeigen, die für die Zukunft Schlimmes befürchten lassen. Vorgestern erlitt der Verkehr auf der Augustusbrücke dadurch ein Hemmniß, daß man eine der inmitten der Brücke ruhenden großen Wasserröhren herausheben mußte, weil sie zersprungen war. Wir konnten nicht erfahren, ob die Schuld dieses Unfalls an einer fehlerhaften Einlegung des großen Röhrenstranges, oder an dem mangelhaften Material derselben liegt. Bedenklich ist es aber auf alle Fälle, zumal die Röhren auf der Brücke nicht tief genug liegen, als daß sie nicht durch Belastung, Erschütterung, Frost etc. zu leiden hätten. [DN 30.10.1873]
Quellennachweis:
[DN tt.mm.jjjj] Dresdner Nachrichten am tt.mm.jjjj, SLUB