09 | 10 | 2024

    Die hier veröffentlichten Aufsätze aus der "Zeitschrift für Bauwesen" geben einen Einblick in das Baugeschehen, architektonische Beschreibungen, Beschreibungen der Innenausstattung und greifen Probleme bei der Ausführung auf. Ich gebe diese hier wortgetreu wieder.

 Reise-Notiz. Die Bauten auf dem ehemals Findlaterschen Grundstück bei Dresden.

   Dieselben sind nach den Entwürfen des Königl. Preuss. Land-Baumeisters L o h s e zu Berlin im Frühjahr 1850 begonnen, und unter dessen Leitung und mit Unterstützung des sehr tüchtigen Maurermeisters und Architekten G.  B o r s t e l l aus Berlin, so wie mehrerer preussischen Maurer- und Steinmetzpolire sind bereits mit bewundernswürdiger Schnelligkeit in den zwei Jahren zwei mächtige Schlösser im italienischen Villen-Styl, durchweg aus dem besten sächsischen Sandstein, mit der größten Sauberkeit und Sorgfals ausgeführt, und so weit vorgeschritten, dass sie schon jetzt in ihrer noch nicht einmal ganz äusseren Vollendung nicht nur durch ihr Material, sondern auch durch ihre Verhältnisse einen grossartigen Anblick gewähren.
   Die den Plänen nach beabsichtigten anderweitigen Bau-Anlagen werden das Ganze zu einem der bedeutendsten und grossartigsten Bauwerke der Neuzeit machen. Um einen vorläufigen Begriff davon zu geben, will ich nur mittheilen, dass die Ausdehnung des Grundstücks längs der Elbe 3000 Fuss beträgt, die im vorigen Jahre durch eine 20 Fuss hohe Futtermauer eingefasst worden sind. Vor der Mitte des Hauptschlosses, welches sich 170 Fuss über den Elbspiegel erhebt, sollen noch in einer Längen-Ausdehnung von 400 Fuss vier mächtige, mit Säulen-Colonnaden geschmückte Terrassenbauten ausgeführt werden, deren unterste in einer Höhe von 40 Fuss zum Theil schon jetzt vollendet ist, obgleich unvorhergesehene technische Schwierigkeiten eingetreten waren, die erst beseitigt weren mussten. Beim Beginn dieses Terrassenbaues wurden Bewegungen des Berges bemerkt; angestellte Nachforschungen ergaben, dass unterhalb des mächtigen Sandes eine abschüssige Thonschicht lagerte, welche im Frühjahr bei andringendem Quellwasser den darauf lagernden Sand unfähig machte, schwere Steinmassen zu tragen, so dass eine Abrutschung geschah. In Folge dessen wurde beschlossen, längs des Berges, oberhalb der zu den beabsichtigten Bauwerken gehörenden Fundamente einen Stollen zu treiben, den Thon heraus zu heben und einen Sickerkanal auszumauern. Diese bergmännischen Arbeiten, welche ein ganzes Jahr hindurch bei Tag und Nacht betrieben worden, sind bis auf einen Theil der Ausmauerung jetzt vollendet, und indem sie den beabsichtigten Zweck, die Trockenlegung des Berges erfüllten, werden die Terrassenbauten bei der grossen Bauthätigkeit, indem auf dem Grundstück täglich 800 bis 1000 Mann beschäftigt sind, im nächsten Jahre wohl vollendet sein.
   Auf der untersten, 40 Fuss hohen Terrasse wird ein Bassin angelegt werden, aus dem eine Fontaine mit 100 Fuss Sprunghöhe sich erheben soll.
   In Verbindung mit den gedachten Terrassenbauten wird ein Fahrweg beabsichtigt, der in seinen Hin- und Herwindungen von unten nach oben eine Längen-Ausdehnung von etwa 1100 Fuss erhält, und bei der ebenfalls beabsichtigten Umwandlung des Berg-Abhanges in einen Park, und da er theilweise Ueberbrückungen von Schluchten und Wasserfällen, sowie Viadukte in sich schliesst, in der reizenden landschaftlichen Umgebung von Dresden einen ungemein malerischen Anblick gewähren wird.
   Das zweite Schloss, oberhalb und ebenfalls nahe der Elbe, mit zweien je 100 Fuss langen Säulenhallen von beiden Seiten, erhält nach der Elbe herab gleichfalls Terrassen, die aber als Weingärten gehalten worden und bereits vollendet sind.
   Auf der Landseite am Eingange werden jetzt zwei mächtige Thorgebäude errichtet, welche Stallungen, Wagenremisen und für das Dienerpersonal Wohnungen erhalten sollen. Die übrige bedeutende Flächen-Ausdehnung des Grundstücks wird zu einem englischen Park umgewandelt, in welchem Teiche, Brücken, Wasserfälle, Fontainen etc. eine angenehme Abwechselung bilden.
   Professor S c h i r m e r aus Berlin, vor kurzer Zeit zu dem Behuf nach Dresden gezogen, um in dem Hauptschlosse die Wände des Gartensaals mit Landschaften zu schmücken, hat nach seinen angefertigten Farbenskizzen schon die Vorzeichnungen vollendet, und es versprechen dieselben, durch ihre Ausführung eine seiner tüchtigsten Leistungen zu werden.

L. H o f f m a n n.1

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Reise-Notiz. Die Bauten auf Schloss Albrechtsberg bei Dresden.

   In der Zeitschrift für Bauwesen, 1852, pag. 342 befindet sich eine Reise-Notiz über die Bauten auf dem ehemals Findlater'schen Grundstück bei Dresden, welches nach dem heutigen Besitzer, dem Prinzen Albrecht von Preussen, jetzt Schloss Albrechtsberg genannt wird. Die ganze Bebauung geschieht, wie schon erwähnt, nach alleinigen Enwürfen des Königl. Preussischen Landbaumeisters Lohse zu Berlin und unter dessen Oberleitung, welcher dem, den Lesern dieser Zeitschrift durch seine Beiträge bekannten Maurermeister und Architekt Gustav Borstell aus Berlin, die specielle Leitung übertragen hat; wie überhaupt das ganze leitende Baupersonal bis auf die Polire hinab aus Preussen besteht, sämmtliche Modelle für die äussere Ausschmückung, der gesammte innere Ausbau, werden in Berlin gefertigt, sogar vieles Material wie Gips, Thonröhren, eiserne Röhren, Topfsteine u. s. w. aus Preussen bezogen; die Malergehülfen sind tüchtige Berliner Gehülfen, so dass Sachsen hauptsächlich nur das rohe Material und die dazu gehörige Arbeit liefert.
   Bei meiner jetzigen Anwesenheit war der Bau wiederum bedeutend vorgeschritten. Das Schloss ist bis auf den inneren Ausbau vollendet und in diesem begriffen. Die Putzarbeiten sind fast vollendet, das Souterraingeschoss ist ganz fertig, desgleichen ein Theil des Erdgeschosses. In dem übrigen Theil desselben, so wie in dem Hauptgeschosse ist die innere Ausschmückung stark in Angriff genommen; die Decken werden gemalt und die Stuckatur-Verzierungen angesetzt. Im unteren Geschosse ist Herr Professor Schirmer mit Anfertigung mehrerer grosser Wandgemälde beauftragt, welche Ansichten von Neapel, Constantinopel, Cairo und 2 Tyroler Gegenden darstellen. Die bereits vollendete Anlage dieser Gemälde verspricht in ihrer Anordnung und Ausführung eine überraschende Wirkung, und hofft unser treffliche Künstler und Landsmann diese Gemälde im Laufe des kommenden Sommers zu vollenden, und dem reizenden Aufenthalt Sr. Königl. Hoheit dadurch einen erfreulichen Beitrag zu liefern.
   Das kleinere Gebäude, die Villa des Baron v. Stockhausen, ist so weit vollendet, dass es wahrscheinlich vor Ostern schon bezogen werden wird, und es muss anerkannt werden, dass beide Gebäude im Aeussern wie im Innern durch ihre ausnehmend schönen architektonischen Verhältnisse, deren saubere Durchführung, besonders der Ornamente, bis in die kleinsten Details hinein und durch Eleganz und Geschmack so wie durch Solidität der Ausführung sich auszeichnen. Die inneren fast vollendeten Räume des kleineren Gebäudes bieten eine angenehme Abwechselung der Abmessungen wie der Decoration; letztere besteht bei den Decken in geschmackvollen, verschiedenen Mustern mit einfachen, obwohl theils sehr reichen Verzierungen; bei den Wänden in abgetheilten Feldern, welche mit fein geschliffenen Wachs-Ueberzügen in den jedesmal den Decken angemessenen Farben versehen sind, und bei den Fussböden in einfachen Parquet- und Patentböden. Besonders schön und dauerhaft sind die Wände hergestellt. Auf den Putz wurde Makulatur, und über diesen dort Katton geklebt, hierauf mit Oelfarbe grundirt, mit Spachtelfarbe einmal gestrichen und zweimal gespartelt, mit Bimsstein oberflächlich geschliffen, und dann 3 bis 6 Mal dieselbe mit Wachsfarbe gestrichen; vor dem letzten Streichen dieselbe sauber mit geriebenen Bimsstein geschliffen und zuletzt mit wollenen Lappen und Fett abgerieben, wodurch sie einen matten Glanz und ein Ansehen von Stuckmarmor erhalten haben, und zugleich eine fast unverwüstliche Haltbarkeit versprechen.
   Die Kavalier-Gebäude, am Eingange von der Bautzener Chaussee liegend, sind im Aeusseren fertig, im Innern geputzt, zum Theil gedielt und das Eine bis auf die Malerei vollendet.
   Der daselbst befindliche Pferdestall von 62 Fuss Länge, 33 Fuss lichter Breite und 17 Fuss Höhe für 20 Pferdestände verdient einer besonderen Erwähnung: er bildet einen ganz freien Raum und ist zwischen gusseisernen Tragbalken von eigenthümlicher sinniger Construction mit Töpfen überwölbt. Die Wände sind auf 6 Fuss Höhe mit geschliffenem bläulichen Granit bekleidet, und auch die Krippenschüsseln bestehen aus solchem Granit.
   Von den übrigen kleineren Baulichkeiten ist das Maschinen und Gasbereitungshaus fertig, die Röhren zur Gasbeleuchtung sind grösstentheils gelegt, und die ganze Gas-Einrichtung ist ziemlich vollendet. Ebenso sind die bedeutenden Röhrenstränge, welche natürliches Bergwasser von 2 Quellen im Walde nach dem Grundstücke zu seiner Berieselung und zur Speisung einiger kleinen Fontainen liefern, sowie die Gebäude mit Wasser für die Küchen und Water-Closets versorgen, ziemlich vollendet, und zu grossen Theil schon angelassen und geprobt worden. Eine Dampfmaschine zum Betriebe der 2 Haupt- und einiger kleinern Fontainen von 65 Pferdekraft, von Herrn Borsig konstruirt, ist aufgestellt. Das Badehaus an dem künstlich gebildeten Teich von ca. 3 Morgen Ausdehnung ist bis auf den inneren Ausbau vollendet. Eine Art schwebender Garten mit 5 grossen Linden bepflanzt, auf dem Mauerwerk eines alten Stalls errichtet, um diesen zu maskiren, sowie das zur Villa des Barons gehörende Wirthschaftsgebäude sind vollendet.
   Die Futtermauer längs der Elbe von 1700 Fuss Länge, 20 Fuss Höhe und 5 Fuss mittlerer Stärke ist vollendet; desgleichen die 20 Fuss ansteigende Rampe zum Schlosse in 2 Terrassen sich aufbauend, bis auf die Balustrade und das Fontainen-Bassin.
   In dem ersten Bericht ist vorübergehend der Schwierigkeiten gedacht worden, welche beim Fundamentiren der ersten Terrasse sich ergaben, indem eine Thonschicht, die vielfach zerklüftet, in geneigter Lage nach der Elbe herabfiel, unterhalb des Schlosses etwa 80 Fuss tief liegt, und oberhalb der Elbmauer zu Tage kommt; diese bildete somit eine schiefe Ebene, auf welcher das Wasser, von fernher kommend, sich herabzog, und den ganzen darüber liegenden Berg auf dieser geneigten, schlüpfrigen Ebene zum Tragen großer Lasten unfähig machte, so dass man sich genöthigt gesehen hat, zur Entwässerung des Berges auf dieser Thonsohle entlang, Stollen in den Berg hinein zu treiben, in ihnen das Wasser in gemauerten Kanälen aufzufangen und durch sie zu Tage zu führen. Diese schwierigen und zeitraubenden Arbeiten sowie die Ausmauerung der Stollen sind vollendet. Die Erfolge davon haben sich als günstig erwiesen, sowohl für die Anlage der Terrassen, als auch zur Ausführung des projectirten, schlangenförmig sich windenden Fahrweges, der auf Viadukten über künstlich angelegten Schluchten und über Brücken von der obersten Höhe des Berges nach dem auf der Höhe der ersten Terrasse liegenden grossen Fontainen-Plateau circa 100 Fuss hinab, und dann auf der anderen Seite wieder nach der Höhe hinaufführt.
   Diese erste Terrasse ist vollendet, und mit ihr der gefahrvollste langwierigste und undankbarste Theil der ganzen Anlage, indem ein sehr bedeutender Aufwand von Geld und Zeit auf den 30 Fuss tief in der Erde verborgenen Theil des Baues verwendet werden musste. Ueber der Erde ist diese Terrasse höher als die ihr schräg gegenüberliegende weltberühmte Brühll'sche, nämlich ohne die Balustrade 39 Fuss hoch bei 406 Fuss Länge. Zu ihrer Ausführung sind circa 2800 Schock G r u n d s t ü c k e gebraucht worden, nämlich Werkstücke von 2 Fuss lang, 10 Zoll breit, 10 Zoll hoch, und die Verblendungssteine von 2 Fuss lang, 12 Zoll breit, 12 Zoll hoch. Die Terrasse ist auf einzelne Pfeiler mit zwischen gespannten Bögen fundamentirt. Die Pfeiler wurden bergmännisch durch die Thonsohle hinunter geschachtet, welches ganz besondere Vorsicht erforderte, indem der darüber liegende Berg zu halten war; darauf ward die Thonsohle ausgehoben und die Pfeiler wurden auf dem Elbkiesel angelegt.
   Die folgenden vier Terrassen sollen sich, eine nach der anderen, auf diese erste Terrasse stützen, welche als vollständig stabil angenommen werden kann, und da auch von der zweiten Terrasse bereits der grösste Theil des rohen Mauerwerks vollendet ist, so verspricht das nächste Baujahr einen bei weitem lohnenderen Erfolg, indem nunmehr diejenigen Bauwerke, welche dem Auge sich darstellen, die Hoch-Bauwerke der Terrasse an die Reihe kommen.
   Wenn man erwägt, dass im Anfang des vorigen Jahres nur der Rohbau der beiden Hauptgebäude vollendet, das zum kleinern Gebäude gehörige Withschafts-Gebäude erst gerichtet, die Elbmauer und einige kleine Baulichkeiten kaum angefangen worden waren, so muss man den Fortschritten des Baues in e i n e m Jahre, allerdings bei oft mehr als 1000 Arbeitern täglich, volle Gerechtigkeit und Anerkennung zollen.

B e r l i n im Februar 1853                      L. H o f f m a n n.2

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Die baulichen Anlagen auf Albrechtsberg bei Dresden.
(Mit Zeichnungen auf Blatt 4, 5, 13, 14, 15 im Atlas und Blatt E im Text.)

   L o r d  F i n d l a t e r' s Weinberg, bekanntlich der schönste Punkt des reizenden Elb-Thals bei Dresden, eine Stunde oberhalb dieser Residenz, an dem rechten Ufer des Stromes, wo derselbe eine sanfte Biegung macht, belegen, wurde im Jahre 1849 im Auftrage Sr. Königl. Hoheit des Prinzen A l b r e c h t  v o n  P r e u s s e n erworben, um durch den Umbau der auf dem Grundstück befindlichen Villa einen Landsitz zum Sommer-Aufenthalt des Prinzen zu schaffen. Herr L o h s e, Königl. Preuss. Land-Baumeister, erhielt den Auftrag zur Ausführung der Baulichkeiten, und im Frühjahr 1850 wurde bereits mit dem Neubau einer kleineren, für den Hof-Marschall Sr. Königl. Hoheit, B a r o n  v.  S t o c k h a u s e n, bestimmten Villa auf dem mit angekauften, daneben belegenen H e g e w a l d'schen Weinberge begonnen.
   Der ganze Complex der nach und nach erworbenen Grundstücke, welche jetzt unter dem Namen A l b r e c h t s b e r g begriffen sind, und die einen ungefähren Flächeninhalt von 94 Preuss. Morgen umfassen, wurde mit der Genehmigung zu dem Umbau des Haupt-Schlosses erst im Frühjahr 1851 dem Baumeister zur Disposition gestellt.
   Aus dem auf Blatt E befindlichen Situationsplane geht hervor, in welcher Weise das Terrain von dem Letzteren benutzt wurde, um die oben angeführte, in jeder Hinsicht ausgezeichnete Lage zur vollen Geltung zu bringen. Die im grossartigsten Massstabe entworfenen Terrassen-Anlagen, welche die Höhe des Schlosses und das Ufer des Flusses vermitteln, gewähren in ihren vielfachen Windungen stets neue überraschende Aussichten über das herrliche Elbthal, die durch die geschickten Anordnungen der P a r k - A n l a g e n in Verbindung mit den spielenden Wasserkünsten einen doppelten Reiz gewinnen.
   Der Entwurf der Park-Anlagen wurde von  dem Königl. Preuss Obergärtner Herrn N e i d e gefertigt, und unter Ueberwindung ungewöhnlicher Schwierigkeiten mit ausserordentlichem Geschick ausgeführt. Zur blossen Regulirung des Terrains allein mussten gegen 30000 Schachtruthen Erde bewegt, der dürre Sandboden in einer Ausdehnung von 2600 ∏ Ruthen durchweg mit einer Lage guten Bodens von 1 Fuss Stärke befahren werden und alsdann nicht weniger als 1665 große, über 30 Jahre alte Bäume meist aus weiter Entfernung und mit vieler Mühe herangeschafft und an 80000 jüngere Bäume und Sträucher verpflanzt werden. Trotzdem, dass auf solche Weise das Ganze gewissermaassen eine völlig neue Schöpfung war, fühlt man doch nirgends in der Anlage eine Spur von Absichtlichkeit; die Benutzung des Terrains steht mit der umgebenden Landschaft in vollkommenster Harmonie, und ihre Wechselwirkung ist eine überaus glückliche zu nennen.
   Hiermit zusammen geht die Architektur sowohl des Schlosses als all' der mannigfaltigen, durch den Park zerstreuten Baulichkeiten. Bei dem ersteren waltet trotz der reichen, ja man kann sagen prächtigen Ausstattung im Innern, doch die Behaglichkeit einer fürstlichen Privatexistenz vor, wie sie ohne Zweifel der Baumeister sich zur Aufgabe gesetzt hatte. Bei dem allgemeinen Interesse, welches die geistreiche Durchführung des Baues bei dem architektonischen Publicum erregt hat, dürfte die Mittheilung der darauf bezüglichen wesentlichen Pläne und ein näheres Eingehen auf die ganze Anlage hier am Orte sein, soweit solche ohne die Mitwirkung des zur Zeit abwesenden Architekten möglich ist.
   Von dem Ufer der Elbe erhebt sich das Terrain unter einem Winkel von fast 30 Grad bis zu einer Höhe von 170 Fuss über dem Wasserspiegel des Stromes. Auf dieser Höhe bildet es ein unregelmäßiges, nach Osten gestrecktes Plateau, welches nach der entgegengesetzten Seite, gegen die Bautzener Chaussee hin, wieder um circa 20 Fuss abfällt. Auf dem Gipfel des Hügels erhebt sich das S c h l o s s, mit seinen vier Ecken ziemlich genau nach den vier Himmelsgegenden situirt.
   Bei Betrachtung des auf Blatt 15 von demselben gegebenen Grundrisses ist im Auge zu behalten, dass es ursprünglich nur ein Umbau der alten F i n d l a t e r'schen Villa sein sollte, also die wesentliche Lage der Räumlichkeiten bedingt war; erst später wurde eine Vergrösserung des Gebäudes durch Anbauten genehmigt.
   Das Vestibül, welches uns bei dem Besuch des Schlosses zuerst empfängt, zeigt auf rother Grundfarbe weisse Medaillons; Panneele und Lissenen sind aus grauem schlesischen Marmor, Säulen und Pilaster aber aus dunklem Stuck-Marmor mit weissem Capitälen; die Rückwand gegen den Gartensalon ist mit mächtigen Spiegeln decorirt und die cassetirte Decke in roth mit gelben Verzierungen gehalten.
   Der darauf folgende Gartensalon ist durch Säulenstellungen in drei Theile getheilt, von denen der mittlere um einige Stufen tiefer liegt, als die beiden äusseren.  Vorhänge zwischen den hier befindlichen Säulen dienen zu beliebigen Abschluss der letzteren. Wenn sie geöffnet sind, fällt das Auge auf vier an den gegenüberliegenden Wänden angebrachte Landschafts-Gemälde des Prof. S c h i r m e r aus Berlin, welche zum Gegenstande einerseits Cairo und Constantinopel, andererseits Meran und Neapel haben. Uebrigens ist die Farbe des Saals mattgrau mit umrahmenden Goldstreifen; die Thüreinfassungen und Panneele aus belgischem bläulichen Marmor. Die Säulen sind schwarz, Thüren und Boiserieen aus schönem amerikanischen Patridge-Holz, dessen dunkle Farbe durch Goldleisten gehoben wird. Ein reicher, aus Stuck gefertigter und durch Auftragung natürlicher Farben gehobener Fries zieht sich unter der Decke hin, deren einfache Cassettirung in der Mitte eine Rosette, mit tanzenden vergoldeten Kindergestalten umgeben, zeigt.
   Rechts an den Gartensalon stösst das Billardzimmer; es ist in rother Wachsfarbe gehalten, mit Möbeln und Boiserieen aus gebeiztem Rüsternholz; das kleine daran stossende Rauchzimmer ist in blau. Aus ihm führt ein Degagement in die Bibliothek, deren Schränke durchgängig aus polirtem Ahornholz gefertigt sind. Die weiteren, auf diesem Flügel nach Norden gelegenen Zimmer, für den Adjutanten des Prinzen bestimmt, sind höchst einfach gehalten.
   Die Gemächer des linken Flügels neben dem Gartensaal des Erdgeschosses verfolgend, treten wir aus diesem in das Anrichtezimmer, hinter welchem, mit einem besonderen Zugange vom Flur aus, sich das Badezimmer anschliesst. Dasselbe, von dem Architekten Herrn v. D i e b i t s c h aus Berlin in orientalischem Styl decorirt, zeigt in der Mitte das Becken aus belgischem bräunlich-grünen Marmor; über ihm erhebt sich von sechs zierlichen arabischen Säulchen getragen, ein reicher Baldachin, während umher Treppenanlagen geordnet sind, welche in die Räume des oberen Geschosses führen. Das Ganze macht in seinem Ensemble einen überaus prächtigen, fast kann man sagen magischen Eindruck.
   Wenden wir uns von hier aus nach dem Vestibül der Haupttreppe; dem Treppenaufgange gegenüber ist eine Marmornische mit einer kleinen Fontaine befindlich; weisse Pilaster mit davor stehenden Candelabern zieren die Thüreingänge und das Deckenbild stellt eine Preussische Victoria dar. Die Treppe selbst empfängt ihre Erleuchtung von oben, sie ist kreisförmig; die Stufen von Sandstein, mit weissen Marmorplatten belegt, tragen sich wechselseitig frei und haben einen Ueberzug von weiss- und graugeadertem Stuck-Marmor ehalten. Das reich vergoldete Geländer bildet in seiner Zeichnung die Kette des Preussischen schwarzen Adlerordens. Den oberen Schluss des Treppenraumes bildet eine von acht braunrothen Marmorsäulen getragene Kuppel, deren decorative Anordnung über einer Reihe von Victorien die Portraitbilder der Ahnen des Königlichen Prinzen zeigt.
   In der oberen Etage gelangt man durch ein einfach gehaltenes Vorzimmer in den Festsaal des Schlosses. Er hat eine Länge von 69 Fuss bei einer Breite von 28 Fuss. Seine architektonische Anordnung ist im Wesentlichen aus dem auf Blatt 14 (l. u. r.) dargestellten Durchschnitt zu ersehen. Den Grundton der Wände bildet ein gelblicher Stuck-Marmor, die Säulen und Thüreinfassungen sind weiss und die Spiegelumrahmungen wie Panneele aus verschiedenfarbigen, belgische Marmorarten nachahmenden, Stuck gefertigt. Die dunklen Thüren, aus amerikanischem Nussbaumholz, werden durch eingelegte Goldleisten gehoben. Ueber dem unteren Theile des Saales, der durch ein reiches Gesims abgeschlossen erscheint, zieht sich an den Langseiten eine Reihe von Halbkreisnischen hin, zwischen denen allegorische Figuren auf kleinen Sockeln angebracht sind. Die Nischen selbst enthalten Frescobilder, in genialer Weise von dem Dresdner Maler Herrn H a r t m a n n ausgeführt, welche ihre Motive aus der Freude und dem Genuss an dem ländlichen Leben hernehmen. Der Erker-Vorbau des Saales erscheint durch das über den Säulen durchgehende Gebälk entschieden von diesem getrennt. Die Decke des Saales, ungemein reich in Stuck cassettirt, ist fast durchgehends weiss gehalten.
   Der dem Festraum sich zunächst anschliessende Spreisesaal ist ganz mit amerikanischen Eichenholz boisirt; auch seine Decke, mit Stuck überzogen, zeigt eine damit harmonirende Holzconstruction. Der ziemlich hohe an den Wänden angeordnete Sockel, über welchem vielfach eingelegte Spiegel sich befinden, hindert das Zurückwerfen der Gestalten während des Sitzens bei Tische, und bildet zugleich den Unterbau für die geschnitzten Säulchen, aus denen die decorative Einfassung der Thüren und Spiegel besteht.
   Dem Speisesaale zunächst folgt ein Anrichtezimmer, welches auf passende Weise durch die nahe Treppe mit der unten liegenden Küche in Verbindung steht. Die übrigen Räume dieser Seite sind zur Wohnung für die Dame des Hauses bestimmt, denen gegenüber auf der anderen Seite diejenigen des Herrn liegen. Das Empfangszimmer des Herrn, mit rothseidenen Tapeten drapirt, ist mit einer Flachkuppel überdeckt. Thüren und Möbel bestehen aus Polysanderholz. Der daneben befindliche Salon besitzt gelbseidene Draperie der Wände und Mahagoni-Möbel. Dann kommt das reiche Arbeitszimmer mit hohen Panneelen aus polirtem spanischen Nussbaumholz und Ledertapeten, auf welche Blumenstücke gemalt sind. Endlich folgt das Schlafzimmer, dessen Deckenconstruction aus flachen Tonnengewölben mit eingreifenden Stichkappen besteht, in welchen letzteren Waffenstücke der Preussischen Armee abgebildet sind. Die Tapezierung der Wände ist blaue Seide, die Möbel sind von Eichenholz. Aehnlich ist die Decoration des nebenliegenden Toilettenzimmers.
   Uebergehend auf die Gemächer der Dame, so gelangt man durch den grossen Festsaal zunächst in das Empfangszimmer, das fast in gleicher Weise, wie das Empfangszimmer des Herrn gehalten ist. Der Salon, nur durch eine Portière von dem dahinter liegenden Boudoir getrennt, hat wie dieses reiche und geschmackvolle Tapeten von blauer Seide. Die Möbel aus Pappelholz gearbeitet, enthalten Silberverzierungen. Ungemein stattlich ist das nun folgende Schlafzimmer ausgebildet. Zierliche Bronze-Säulen trennen von dem länglichen Raume ein regelmässiges Achteck ab, dessen Decke, kuppelförmig gehalten, mit geschmackvoller Malerei versehen ist. Vorhänge und Wände bestehen aus rosafarbiger Seide, die Möbel aus weissem Ahornholz. Einen besonderen Reiz dieses Cabinets gewährt der dicht davor liegende bedeckte Balcon, auf dem eine sprudelnde Fontaine durch den Glanz ihrer Wasserstrahlen die entzückende Aussicht über Park und Landschaft noch zauberischer macht. Das sich nunmehr anschliessende Toilettenzimmer hat wie das Boudoir einen besonderen Ausgang auf die breite dieser ganzen Seite vorliegende Terrasse und steht dadurch unmittelbar mit dem Garten in Verbindung. ---
   Zu dem wohlthuenden Eindruck all' dieser geschilderten Räumlichkeiten des Schlosses trägt die der Grösse eines jeden Raumes angepasste Deckenhöhe und die mannigfache Abwechselung in der Formation derselben Vieles bei. In constructiver Hinsicht bleibt zu bemerken, dass sämmtliche Aussenmauern und Gesimse von Sandstein gearbeitet sind; erstere jedoch haben zur Abhaltung der Feuchtigkeit nach dem Innern zu eine Verblendung von Ziegeln erhalten. Ueber die Behandlung der in dem Vestibül, den Treppen- und Gesellschaftsräumen angewandten Wachsfarben und deren Auftragung auf die Wände soll weiter unten Näheres hinzugefügt werden. ---
   Zunächst sei es uns gestattet, noch mit einigen Worten des zweiten, durch den Architekten vollständig neu hergestellten grösseren Gebäues, der Villa S t o c k h a u s e n, Erwähnung zu thun, deren Ansicht und Grundriss auf Blatt 4 und 5 des Atlasses mit getheilt wird.
   Dem Äußeren nach, dem Baustyle des Hauptschlosses sich anschließend, wurde sie zwar bei Weitem einfacher wie dieses gehalten, dennoch aber im Innern mit einer solchen Munifizenz ausgestattet, wie sich wenige Privatvillen dergleichen rühmen können. Die Hauptfassade ist der Elbe zugekehrt, die entgegengesetzte Front der Bautzener Chaussee. Der ziemlich steile Abhang des Hügels nach der Elbe ist terrassiert und mit Wein bepflanzt, während die sanfte Abdachung nach der Bautzener Chaussee mit reizenden Park-Anlagen geschmückt ist.
    Auf dem von der Chaussee herführenden Fahrwege betreten wir die Vorhalle der Villa, deren Decke von ionischen Säulen getragen und durch flache muldenförmige Gewölbe gebildet ist.
    Der Flur mit seiner luftigen Decke (leichte Zwickelgewölbe, welche als Laubendecken gemalt sind, mit Wein berankt, zwischen welchem der blaue Himmel hindurchleuchtet) führt in der einen Seite zu der nach der oberen Etage leitenden Haupttreppe, auf der anderen durch ein Entrée in die nach der Elbseite hinausliegenden Gesellschaftsräume. Vor dem mittleren geräumigen Salon liegt eine mit Glaswänden geschlossene Blumenhalle, welche eine Durchsicht auf die herrliche Landschaft gestattet. Die Rückwand des Salons bildet eine halbkreisförmige Nische, in deren Hintergrund auf marmornem Postamente die Büste des Königlichen Prinzen aufgestellt ist. Ein Löwenkopf am Postamente läßt lebendiges Wasser in eine davorstehende Schale und aus dieser unter dem Fußboden nach der Blumenhalle fließen, in welcher es zwei Sprudelquellen bildet.
    Die Wände des Saales sind weiß mit Goldeinfassungen, die Decke cassettirt, die Nische im unteren Theile mit einer hohen Boiserie von Nußbaumholz, im oberen auf dunkelviolettem Grunde mit Bachanten-Figuren in tanzenden Stellungen geschmückt. Die links und rechts neben dem Saal liegenden Zimmer sind dunkelroth mit Gold, das Entrée hellgrün, das Boudoir hellblau mit Silber decorirt. Die obere Etage enthält die für den täglichen Gebrauch bestimmten Zimmer, unter denen sich besonders der über dem unteren Saale liegende Speisesaal durch geschmackvolle Decoration auszeichnet. Die Wände sind dunkelgrün mit Goldeinfassung gemalt, im unteren Theile mit Boiserie von Eichenholz, im obern Theile mit einem in einzelne Felder getheilten Friese geschmückt, welcher in anziehend componierten Stillleben die ausgesuchtesten Leckerbissen dem Beschauer bietet. Der Treppenflur ist durch eine Kuppel geschlossen, durch welche er von oben Licht erhält, während das Seitenlicht der Fenster durch mattgeschliffenes Glas gedämpft ist. Die Thürme sind über dem Dache des Gebäudes zu Belvédèren benutzt, von denen man eine entzückende Aussicht genießt. Das Souterrain enthält die Wirthschaftsräume, die Küche, Speise- und Vorrathskeller, sowie ein Badezimmer, und zu beiden Seiten des Hauses liegen kleine Wirthschaftshöfe. Zwei Säulenhallen tragen nicht wenig dazu bei, den Reiz der ganzen Anlage zu erhöhen. Sie enden in achteckigen Pavillon’s, welche von den Grenzen des Parks aus prächtige Durchsichten gewähren, und in deren jedem ein kleines Bassin mit einem Springbrunnen angelegt ist. Unter der einen dieser Hallen liegt der Weinkeller, unter der anderen ein Eiskeller. 
   Die Wände der Wohnräume sind mit Papier beklebt und mit Wachsfarbe gestrichen, die der Gesellschaftsräume wurden in derselben Weise, wie die entsprechenden Räume des Hauptschlosses, in polirten Wachsfarben behandelt. Im Äußeren ist die Villa von geschliffenen Sansteinquadern erbaut. Zur Seite liegt ein Park, ein kleines zur Villa gehöriges Wirthschaftsgebäude im Schweizerstyl, welches die Wohnungen des Gärtners, des Kutschers, der Bedienten, die Rollkammer, den Kuh- und Pferdestall, eine geräumige Wagenremise u. dergl. enthält. ---

GrundrissVillaStockhausenObergeschoss

Grundriss Obergeschoss

   Zu dem Hauptgebäude zurückkehrend, breiten sich, durch einen Säulengang mit demselben verbunden, auf dessen westlicher Seite, die noch nicht vollendeten bedeutenden Gewächshäuser aus. Die in dem Situationsplan angegebene Allee soll unter einem Pavillon derselben hindurchführen und hier ihr Licht durch das gläserne Becken einer Fontaine empfangen. Mit dem Gewächshause durch eine Veranda verbunden, zeigt sich ein Cavalierhaus, dessen Bau jedoch, in der Umwandlung eines schon vorhandenen Gebäudes bestehend, noch nicht begonnen ist.
   Zu weiter folgenden Anlagen gehört ein Pferdestall mit darüber liegender Terrasse, und das Maschinenhaus für die Gasbereitung und die Fontainenwerke, zu deren Betreibung eine von Borsig gelieferte Dampfmaschine mit 68 Pferdekräften verwandt wird.
   In Betreff der W a s s e r w e r k e dürften die folgenden Notizen von Interesse sein: Die aus Sand bestehenden Hügel, über welche sich die Park-Anlagen erstrecken, sind wasserlos, und es blieb zu der Herbeischaffung dieses Elementes kein anderes Mittel, als dasselbe entweder aus der mehr als 170 Fuss tiefer strömenden Elbe oder aus Bergen jenseits der Bautzener Chaussee zu entnehmen. Mit Rücksicht auf den Kostenpunkt erschien das Letztere vortheilhafter. Zwei Quellen, welche freilich nur die geringe Quantität von 10 bis 15 Cubicfuss Wasser pro Minute lieferten, wurden zu dem Ende 3000 Fuss weit durch eiserne Röhrenleitungen in zwei grosse Reservoirs gefördert. Das eine davon bildet ein künstlichen Teich in der südöstlichen Ecke des Grundstücks von etwa 3¾ Preuss. Morgen an Grösse, das andere dagegen das Bassin der Hauptfontaine vor dem Schlosse. Die Anlage dieser Bassins bot in dem leichten Sandboden mannigfaltige Schwierigkeiten. Zur Dichtung des Untergrundes wurde eine 3 Fuss starke Lage von blauem Thon benutzt, der aus der Nähe von Torgau herbeigeschafft werden musste, und bei der Anwendung in einzelnen schwachen Schichten aufgetragen ward. Wie nothwendig eine solche Dichtung war, wurde durch den Umstand erkannt, dass, als man das ausgegrabene Bassin, um es während des Winters gegen Einwirkung des Frostes zu schützen, voll Wasser laufen liess, dasselbe in kurzer Zeit vollständig trocken gelegt war.
   Die kleinere der beiden oben erwähnten Quellen wird direct zur Villa geleitet und auf dem Wege dahin nur zur Ueberrieselung verwendet. Sie dient zur Versorgung zweier Springbrunnen, für den Wasserbedarf im Innern der Villa, zur Bildung kleiner Wasserfälle im Park, und sammelt sich endlich unter dem Hauptfahrwege in einem grösseren und einem kleineren Teiche, von wo aus sie ihren Ueberfluss der Elbe zuführt. Die grössere Quelle gelangt mit etwa 100 Fuss Druckhöhe in die Nähe des Grundstückes. Nachdem sie einen Theil ihres Wassers den Wirthschaftsgebäuden abgegeben hat, speist sie eine natürliche Fontaine zwischen dem Schloss und der Villa von 65 Fuss Höhe, und eine kleinere auf der mittleren Schlossterrasse, zieht sich dann, Cascaden im Parke bildend, hinter dem Schlosse vorbei in das grosse Bassin an der Vorfahrt, welches sie jedoch wieder verlässt, um schliesslich, nachdem sie noch eine Fontaine von 16 Fuss Höhe gebildet, in den grossen Teich sich zu ergiessen, der 70 Fuss über dem Elbspiegel gelegen ist.
   Die aufgestellte Dampfmaschine fördert aus diesem Teiche mittelst Röhrenleitungen das Wasser in das auf dem westlichen Schlossthurme befindliche Reservoir, und von hier aus dient es zur Treibung der grossen Fontaine auf der untersten Terrasse, welche ihren Strahl bei 2 Zoll Dicke bis zu 100 bis 120 Fuss Höhe wirft.
   Die Fontaine auf der Höhe vor dem Schlosse hat nur einen Strahl von 1½ Zoll Durchmesser und eine Höhe von 50 Fuss, die zwei kleinen Fontainen der Terrasse Strahlen von 1 Zoll Durchmesser und 25 Fuss Höhe.
   Durch die Einrichtung, dass sämmtliche Fontainen ihr Wasser immer wieder der beiden Haupt-Reservoirs zufliessen lassen, wird von demselben nur soviel verbraucht, als die freie Verdunstung beträgt, und sollte es sich ereignen, dass in wasserarmen Jahren der Zufluss der Quellen trotzt dem nicht aussreicht, so schafft eine in der Nähe der untersten Terrasse aufgestellte Reserve-Dampfmaschine das Wasser der Elbe in das Hauptbassin und mit Hilfe der oberen Maschine in das Thurm-Reservoir, wodurch dem Parke die Zierde der springenden Strahlen in allen Fällen gesichert bleibt.
   Um in dem auf Blatt E beigegebenen Situationsplane die Abzugscanäle von den Zuleitungsröhren zu unterscheiden, sind die ersteren mit doppelten, punktirten, die letzteren dagegen mit einfachen, unpunktirten Linien angedeutet.
   Die schon oft erwähnten grossartigen T e r r a s s e n - A n l a g e n, welche leider in ihrem Zusammenhange noch nicht vollendet sind, dürften hier noch einer näheren Beschreibung bedürfen. Bei dem Austritt aus dem Schlosse, nach der Elbseite zu, gelangt man  auf die Platform der obersten Terrasse. Mit Garten-Anlagen und zwei Fontainen geschmückt, hat sie auf der Südwest-Seite den Schutz einer Säulenhalle mit halbhoher fester Rückwand, während in der entgegengesetzten Richtung das im ersten Stockwerk des Schlosses liegende Plateau befindlich ist, zu welchem eine Treppe unter der Veranda hinaufführt. Durch zwei Caryatiden-Tempelchen steigt man zur Rechten und Linken auf breiten Treppenarmen, die mit halbkreisförmigen Ruhesitzen geziert sind, abwärts zur mittleren Terrasse. Dieselbe besteht in zwei Theilen, einem oberen von einer Säulenhalle umgebenen und einem tieferen, der in weitem Umkreise sich über dem Dache des Rundbaues der untersten Terrasse hinzieht. Dieser Rundbau umschliesst halbkreisförmig das mächtige Wasserbassin mit seiner grossen, gegen 100 Fuss hohen Fontaine, an dessen vorderer Seite der Fahrweg vorbeiführt. Die diesen Fahrweg stützenden Futtermauern bilden nach der Elbe zu eine Grotten-Anlage, in welcher ein Neptun aufgestellt ist und zwei Nymphen, als Repräsentantinnen der oben erwähnten beiden Quellen, das überflüssige Wasser ausgiessen, das in Cascaden der Elbe zugeführt wird. Eine letzte kleine Terrasse zieht sich auf 1800 Fuss Länge am Ufer dieses Stromes entlang. Die 20 Fuss hohen Quai-Mauern derselben, in einer Stärke von 6 Fuss, wurden in der kurzen Zeit von fünf Monaten hergestellt.
   Es ist bei Gelegenheit des Wasserbassins vom grossen Springbrunnen des daran vorbeiführenden F a h r w e g e s Erwähnung gethan. Derselbe zieht sich mit einer mittleren Steigung von 1/10 aufwärts, übersetzt nach der einen Richtung mittelst zweier Brücken die kleinen Teiche, während er nach der anderen Richtung einen Viaduct von circa 40 Fuss mit fünf 16 Fuss weiten Oeffnungen enthält. Die Anlage dieses Viaductes war mit ausserordentlichen Schwierigkeiten verbunden. Denn nachdem im Herbste des Jahres 1851 bereits sämmtliche Pfeiler bis auf 16 Fuss Höhe gegründet und aufgeführt waren, liessen sich bei dem Abgange des Frühjahrs-Wassers bei zweien derselben Bewegungen wahrnehmen, die, sich nach und nach vermehrend, auf das Vorhandensein einer wasserdichten Thonsohle in dem Sandboden deuteten, auf welcher die Bergmasse zu gleiten begann. Die nun erfolgende Abtäufung eines Schachtes machte in der That die Annahme zur Gewissheit. Die Thonschicht wurde in einer Tiefe von 80 Fuss aufgefunden und lief in fast horizontaler Richtung in der Höhe des Elbufers zu Tage. Da eine Fundamentirung in so bedeutender Tiefe nicht auszuführen war, half man sich mit der Eintreibung eines Stollens, der, halb im Sande, halb in der Thonschicht fortgeführt, die Abwässerung der letztern vermitteln sollte (siehe Blatt 14). Zu der Ausführung dieses Stollens wurden fast ein ganzes Jahr lang zeitweise bis zu 100 Bergleute und Arbeiter verwendet, die unausgesetzt Tag und Nacht die Arbeit betrieben. Da indessen die unterste Terrassenmauer bei der noch unter ihr hinstreichenden Thonlage durch diesen Canal nicht gesichert genug erschien, so geschah die Gründung derselben, soweit sie von derselben berührt wurde, auf einzelnen Pfeilern, deren Fundamente in einer tiefe von 30 Fuss auf dem Elbkiese lagerten. Die weitere Anlegung des Fahrweges in seinen vielfachen Windungen durch den Park hat erhebliche Schwierigkeiten nicht dargeboten. ----
   An der Haupteinfahrt von der Bautzener-Chaussee findet man die Anlage zweier Flügelgebäude, welche Beamtenwohnungen, Wirthschaftsräume, Pferde-, Kuhställe, Remisen etc enthalten; überdies aber sind mannigfaltige andere Baulichkeiten in dem Park zerstreut, unter denen namentlich nur noch des eleganten Bade- und Angel-Häuschens Erwähnung gethan wird, was an dem Ufer des grossen Teiches gelegen ist. Es hat bereits in dem architektonischen Skizzenbuche (Berlin, Verlag Ernst & Korn) eine Publication erfahren.
   Zum Schluss dieses Aufsatzes sei noch gestattet, einige Bemerkungen in constructiver Beziehung hinzuzufügen.
   Was zunächst die Manipulation bei Auftragung der Wachsfarben auf Wände betrifft, wo sie das Ansehen des Stuck-Marmors haben sollen, so wird dabei folgendermaassen verfahren: Die Wandfläche wird zuerst mit einer einzigen Lage gut zubereiteten, glatt geputzten Kalkmörtel überzogen. Die Anwendung einer zweiten feineren Lage von Gyps ist unvortheilhaft und verursacht Loslösungen. Um demnächst die Unebenheiten des Mörtels vollständig auszugleichen und durch Temperaturverschiedenheiten entstehende Risse in demselben zu verhindern, wird die Putzlage mit Kattun sorgfältig überklebt. Zum besseren allseitigen Haften desselben wandte man eine Versetzung des Kleisters mit venetianischem Terpenthin an. Nunmehr erfolgt die Auftragung eines Untergrundes, welcher aus Umbra, Schlemmkreide, Oelfirnis und Mehlkleister besteht. Die Masse, ziemlich steif gehalten, wird gleichmässig über die Wand ausgebreitet und bis zu sechsmal abgespachtelt, bis alle Unebenheiten vollständig verschwunden sind. Nach einem letzten Abreiben mit Bimsstein ist die Fläche zur Aufnahme der Wachsfarbe vorbereitet. Zur Zubereitung der letzteren wurde ein Theil weisser Wachs mit vier Theilen Dammarharz verschmolzen, acht Theile Terpenthinöl hinzugesetzt, und das Ganze mit der vorher in Terpenthin fein abgeriebenen Farbe gemischt. Diesse Farbenmasse muss, je nach der Deckung, die man beabsichtigt, vier bis acht mal aufgetragen werden; alsdann wird sie mit Bimssteinpulver und Filz abgeschliffen und endlich mit wollenen Lappen in Oel polirt. Will man die Politur sparen, so überzieht man die Wachsfarbe nur wie sonst Holzwerk mit Copallack in Aether gelöst.
   Ein derartiger Wachsfarben-Anstrich ist sehr dauerhaft, kann abgewaschen werden und sieht dem Stuck-Marmor ungemein ähnlich, zumal wenn er, wie hier geschehen, mit Streifen echten Stuck-Marmors umrahmt wird. Während der Preis des letzteren jedoch 20, 25 und selbst 30 Sgr. pro ∏ Fuss beträgt, ist der erstere mit 8 bis zu 15 Sgr. pro ∏ Fuss herzustellen, je nach der Güte der Ausführung und der Kostbarkeit der Farben. ---
   Die Dachrinnen des Hauptgebäudes sind sämmtlich nach innen abgeleitet. Sie sind aus starkem Kupfer gefertigt, mit Schutzrinnen versehen und gegen Schneeverwehungen mit Brettern abgedeckt, deren weite Fugen das Schmelzwasser hindurchlassen. Die Abfallröhren liegen in senkrechten Canälen neben den Treppen, von wo aus sie ohne Schwierigkeiten zu controliren sind.
   Da wo die Sandsteingesimse nicht mit Metall abgedeckt sind, haben sie eine Sicherung ihrer Stossfugen durch die Einarbeitung schwalbenschwanzförmiger Längsnuthen erhalten, welche mit Portland-Cement ausgegossen wurden.
   Die Ueberdeckung der Säulenhallen auf den Terrassen ist mittelst eiserner Balken und dazwischen gespannter flacher Kappen erfolgt. Diese Kappen wurden demnächst abgepflastert und mit einer Asphaltlage überzogen, und, damit im Sommer das Weichwerden derselben und das Eindrücken von Gegenständen verhindert würde, wandte man noch einen Estrich darüber an, der aus Ziegelsteinen und Portland-Cement gebildet ward.
   Wo flache Kappen für die untere Ansicht der Decke sich nicht eigneten, sind dieselben aus Holz construirt worden.
   Zum festen Verschluss der Fenster sind Roll-Jalousieen verwendet, die aus feinen, auf Leinewand befestigten Holzstäben gearbeitet sind und zugleich als Marquisen dienen können, wo dann der untere Theil der Laufrinnen beweglich ist und Stangen vorhanden sind, um sie abstellen zu können.

H e i d m a n n.3         

Quellennachweis:
[1] Zeitschrift für Bauwesen, Herausgegeben unter Mitwirkung der Königl. Technischen Bau-Deputation und des Architekten-Vereins zu Berlin, redigirt von G. Erbkam, Königlichem Bau-Insprektor im Ministerium für Handel, Gewerbe und Öffentliche Arbeiten, Jahrgang II., Mit einem Atlas von 84 Kupfertafeln in Folio und Quart und vielen in den Text eingedruckten Holzschnitten, S. 342, Verlag Ernst & Korn, Berlin 1852
[2] Zeitschrift für Bauwesen, Herausgegeben unter Mitwirkung der Königl. Technischen Bau-Deputation und des Architekten-Vereins zu Berlin, redigirt von G. Erbkam, Königlichem Bau-Insprektor im Ministerium für Handel, Gewerbe und Öffentliche Arbeiten, Jahrgang III., Mit einem Atlas von 87 Kupfertafeln in Folio und Quart und vielen in den Text eingedruckten Holzschnitten, S. 305, Verlag Ernst & Korn, Berlin 1853 GoogleBooks (Jg. 1852 und 1853)
[3] Zeitschrift für Bauwesen, Herausgegeben unter Mitwirkung der Königl. Technischen Bau-Deputation und des Architekten-Vereins zu Berlin, redigirt von G. Erbkam, Königlichem Bau-Insprektor im Ministerium für Handel, Gewerbe und Öffentliche Arbeiten, Jahrgang VI., Mit XCV Kupfertafeln in Folio und Quart und vielen in den Text eingedruckten Holzschnitten, S. 95, Verlag Ernst & Korn, Berlin 1856 GoogleBooks
[] Zeitschrift für Praktische Baukunst zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, sowie der neuesten Erfindungen und Entdeckungen im Gebiete des gesammten Bauwesens und in den bauwissenschaftlichen Gewerben überhaupt, redigirt von E. Knoblauch, Königl. Baurath und ordentlichem Mitgliede der Akademie der Künste in Berlin, unter Mitwirkung mehrerer Architekten, 1860, Zwanzigster Jahrgang, Allgemeine Deutsche Verlags-Anstalt, Sigismund Wolff, Berlin 1860, S. 360 SLUB