20 | 04 | 2024

Das heutige "Lingnerschloss" wurde 1850 bis 1853 durch den Architekten Adolf Lohse für den Baron von Stockhausen als spätklassizistische "Villa Stockhausen" erbaut. Baron von Stockhausen war Hofmarschall und Kammerherr des nebenan im "Schloss Albrechtsberg" lebenden Prinz Albrecht von Preussen, welches ebenfalls von Adolf Lohse erbaut wurde. Prinz Albrecht von Preussen hatte diesen Standort als Wohnsitz gewählt, weil er wegen der nicht standesgemäßen Beziehung mit Rosalie von Rauch, der späteren Gräfin von Hohenau, Preussen verlassen musste, um die Heirat vollziehen zu können.

1891 erwarb Nähmaschinenfabrikant Bruno Naumann die Villa von Ernestine Freifrau von Stockhausen. Karl August Ferdinand Lingner erwarb das Grundstück 1906 vom Sohn Dr. phil. Bruno Robert Walter Naumann und lebte hier bis zu seinem Tod 1916. Er vererbte das Grundstück testamentarisch der Stadt Dresden. Das Testament verfügte hinsichtlich der Nutzung des Grundstückes am Dresdner Albrechtsschloss:

a) Der Park ist der gesamten Bevölkerung zugängig zu machen.
b) In dem Hauptgebäude evtl. auch in dem Nebengebäude ist thunlichst ein Restaurant oder Cafe mit billigen Preisen einzurichten. ...
c) Der Tierpark ist von der Stadt Dresden zu unterhalten. Bei einer Wirtschaft werden die Abfälle für die Ernährung der Tiere völlig genügen.
d) Außer für die Zeit der Obstreifung und Obst-Ernte an den verschiedenen Orten (Park, Berg, Warmhaus) darf kein wesentlicher Teil des Parkes der Bevölkerung abgeschlossen werden.
e) Das meine Begräbnisstätte meinem Wunsche entsprechend hier errichtet wird.

Die Stadt Dresden nutzte das Schloss danach für gelegentliche Veranstaltungen.

Die drei Elbschlösser Schloss Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg blieben von der Bombardierung Dresdens 1945 verschont. Sie wurden dann jedoch von der Roten Armee geplündert. Das Lingnerschloss wurde nach dem Krieg als Lazarett, Wohnheim und Kommandantur genutzt.

1956/1957 wurde das Haus für den Dresdner Klub der Intelligenz umgebaut. Begründer des Dresdner Klub der Intelligenz war Professor Manfred von Ardenne. Das Haus war nur den Mitgliedern zugänglich. Nach der Wende 1989 sorgten ungeklärte Eigentumsverhältnisse und die Finanzierung der Nutzung dafür, daß der Klub neue Räumlichkeiten suchen musste. Seit 1993 stand die Villa leer und verkam zunehmend. Die Stadt Dresden ging danach jahrelang ergebnislos auf die Suche nach einer sinnvollen Nutzung [Sächsische Zeitung 1995 und 1996].

Im Mai 2000 stellt die Klaus Tschira Stiftung der Öffentlichkeit seine Pläne zur Nutzung des Grundstückes am Lingnerschloss vor. Sie möchte den BioParc errichten, der Platz für 25 Unternehmen mit bis zu 450 Mitarbeiter bieten sollte. Das Gründerzentrum sollte Dresden als Standort im Zukunftsmarkt Bioinformatik und Biotechnologie etablieren. Die Architekten Bernhardt und Partner entwarfen nach den Vorstellungen von Herr Klaus Tschira das Gebäude in Form einer Doppelhelix, der Form einer DNA, dem aufstrebenden Forschungsgegenstand dieser Zeit. Im April 2002 gab die Klaus Tschira Stiftung seine Pläne zur Errichtung des biotechnologischen Zentrum auf dem Gelände des Lingnerschlosses in Dresden auf. Es wurde später in Heidelberg errichtet.


Bioparc auf Eis gelegt - Klaus Tschira Stiftung dennoch in Dresden aktiv

Die Klaus Tschira Stiftung, Initiator des BioParcs, hat mit einer Erklärung vom 25.02.02 ihre Pläne zur Errichtung eines Bioinformatikzentrums im Gelände des Lingnerparkes und die dazugehörige Sanierung des Lingnerschlosses vorläufig ausgesetzt. Gleichzeitig hat sich Dr. Tschira aber zum Engagement in Dresden bekannt. Voraussichtlich zum 1. Oktober 2002 wird die Stiftung gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie das Forschungsinstitut für Bioinformatik einrichten. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg: "Dies ist eine sehr gute Nachricht für den Wissenschaftsstandort Dresden."

Ein Wermutstropfen ist allerdings die Nachricht, dass die Errichtung des BioParcs ausgesetzt wurde. Sowohl die Landeshauptstadt Dresden als auch der Freistaat Sachsen bedauern die Entscheidung von Herrn Dr. Tschira sehr und hoffen, dass hierzu noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. "Der BioParc am Lingnerschloss ist eines der wichtigsten Projekte für Dresden, wenn sich die Stadt als Standort der Biotechnologie etablieren will. Deshalb werden wir alles daran setzen, die Verhandlungen so schnell wie möglich wieder aufzunehmen", sagt Oberbürgermeister Ingolf Roßberg. Die Stadt hält das uneingeschränkte Angebot, das Areal des Lingnerparkes samt den Gebäuden im Wege des Erbbaurechts der Klaus Tschira Stiftung zu überlassen, weiterhin aufrecht.

Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert und OB Roßberg: "Wenn der BioParc nicht kommt, hat Dresden ein Stück Zukunft verschenkt. Wir werden weiter an dem Projekt am geplanten Standort festhalten und die Klaus Tschira Stiftung mit allen uns möglichen Mitteln unterstützen."

[Quelle: dresden.de - Archiv]

Dresden bedauert den Rückzug der Klaus Tschira Stiftung

Die Verwaltungsspitze der Landeshauptstadt Dresden erhielt heute die Absage der Klaus Tschira Stiftung zum Vorhaben BioParc im Lingnerschloss. Sie nimmt diese Entscheidung mit außerordentlichem Bedauern zur Kenntnis und akzeptiert sie aufgrund der eingetretenen Situation und der Schwierigkeiten der letzten Wochen.

Ingolf Roßberg: "Mit der nun nicht stattfindenden Ansiedlung im Lingnerschoss hätte die Entwicklung des Biotechnologie Standortes Dresden schneller und mit noch mehr internationaler Beachtung vorangetrieben werden können. Jetzt müssen wir versuchen, den fehlenden großen Schritt durch viele kleine Schritte zu ersetzen."

Eine Zeit lang lief die Stadt Dresden allerdings auch Gefahr, sich wieder einmal selbst durch einen übermächtigen Blick zurück, den Blick nach vorn zu versperren. Die Chance, in dem einmaligen denkmalgeschützen Ensemble aus Lingnerschloss und Landschaftspark in Verbindung mit der modernen Wissenschaft wieder einen Ort der Innovation und des Pioniergeistes im Sinne von Lingner zu etablieren, konnte leider nicht genutzt werden.

Ausschlaggebend für die Entscheidung der Klaus Tschira Stiftung waren allerdings steuerliche und ökonomische Gründe. Dabei zeigt sich, dass das bundesdeutsche Steuerrecht für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland immer noch nicht ausgewogen genug ist. Für die im Vorfeld teilweise kontrovers diskutierten Aspekte des Denkmal- und Naturschutz konnten einvernehmliche Lösungen gefunden werden. Letztlich müssen es aber auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erlauben, ein solches Vorhaben langfristig zu sichern. Die vielfältigen und intensiven Bemühungen vom Freistaat und der Stadt in den letzten Wochen, gemeinsam mit der Klaus Tschira Stiftung, dafür Lösungen zu erarbeiten, war am Ende nicht erfolgreich. So bleibt vorerst nur, die Entscheidung zu akzeptieren und mit der Klaus Tschira Stiftung im Rahmen der "kleinen Lösung" im Max Planck Institut aktiv zusammen zu arbeiten. Die Landeshauptstadt Dresden geht davon aus, dass auch die Klaus Tschira Stiftung das vielfältige Engagement in der Biotechnologie fortsetzt und die sich abzeichnende positive Entwicklung unterstützt.

[Quelle: dresden.de - Archiv]

Im April 2002 gründeten Mitarbeiter der Firma "VON ARDENNE Anlagentechnik GmbH" und weitere Dresdner Bürger den gemeinnützigen Förderverein LINGNERSCHLOSS e.V., um das Areal zu sanieren und im Sinne des Testamentes von Karl August Ferdinand Lingner der dem entsprechenden Nutzung zuzuführen.

Im April 2003 stimmt der Stadtrat Dresden dem Erbbaurechtsvertrages mit dem Förderverein Lingnerschloss e.V. zu. Im September 2003 unterschreibt der Förderverein Lingnerschloss e.V. mit der Stadt Dresden den Erbbaurechtsvertrag, der über die Dauer von 66 Jahren gelten soll. Der Vertrag regelt die Sanierung und Bewirtschaftung der Baukörper Lingnerschloss, Schweizer Haus, Torhaus, Bergstation der ehemaligen Lingnerbahn und des Mauseleums von August Lingner. Bewirtschaftung und Instandhaltung der Grünflächen auf dem Gelände werden durch die Stadt Dresden gewährleistet. Die Nutzung des Weinberges ist dauerhaft als solcher weiterzuführen. Der Förderverein tritt in die Pachtverträge der Winzer mit der Stadt Dresden ein.

2003 Fertigstellung des Torhauses an der Bautzner Strasse
2007 Fertigstellung des Hauptgebäude des Schweizer Haus
2010 Eröffnung des Restaurant Lingnerterrassen im Ostflügel
2011 Eröffnung der Dauerausstellung über Karl August Lingner
2012 Sanierung des Westflügel
2013 Sanierung des Mauseleum von Karl August Lingner fertiggestellt
2014 Eröffnung des Kinosaal
2014 Fertigstellung der Bergstation der ehemaligen Lingnerbahn

Ausführlichere Informationen finden Sie auf der website des Förderverein Lingner-Schloß e.V..


2014 sind alle Nebengebäude saniert und einer Nutzung zugeführt. Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der Fertigstellung der Sanierung im Innenbereich des Lingnerschlosses.

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