1799 erbte Johann Friedrich Gustav von Stockhausen (* 26.4.1743; † Fraustadt in Südpreußen 27.3.1804) von seiner Schwester Charlotte Auguste Philippine (* 1741; † Januar 1799), vermählt am 29. Mai 1757 mit Otto Ludwig von Wussow auf Carow.1 Ich gebe hier die Ausführunges des Heinrich Berghaus über das Rittergut Sparrenfelde wortgetreu wieder.2
Sparrenfelde, Allodial-R i t t e r g u t mit allen ritterschaftlichen Ehrenrechten, der Standschaft auf Provinzial-Land- und Kreistagen, dem Patronat und der polizeiobrigkeitlichen Gewalt, liegt 11/4 Meile von Stettin gegen Westen, von der nach Pasewalk führenden Staatstraße mitten durchschnitten auf der, hier 150 Fuß über der Ostsee stehenden Hochebene, die sich gegen Norden hin sanft abdacht. Sparrenfelde hat 4 Wohnhäuser, 8 Wirthschaftsgebäude, und in 10 Familien 79 Einwohner. Die Feldmark hat einen Flächeninhalt von 1360 Mg., bestehend aus 1190 Mg. Acker, 71 Mg. Wiesen, 30 Mg. Hütungen, 7 Mg. Hof- und Baustellen, 56 Mg. Gärten, Wege, Gräben etc. und 6 Mg. Unland. Der Acker ist, mit Ausnahme von 200 Mg. leichten Roggenbodens, durchweg sehr schwerer, stark thonhaltiger Weizenboden, der in 5 Schlägen liegt, mit 1/2 Schlag Ölfrüchten, 1 Schlag Weizen, 1 Schlag Schotenkorn, welches größtentheils grün mit den Kühen verfüttert wird, 1/2 Schlag Hafer, 1 Schlag Mäheklee, und 1 Schlag Schwarz-Brache. Der Rübenbau ist unbedeütend. In den drei kleinen Schlägen des 200 Mg. großen Roggenbodens werden Lupinen, Roggen, Kartoffeln gebaut. Die Wiesen bestehen durchweg in kleinen Feldwiesen, neün an der Zahl, halten Lehmboden, sind in einem mäßigen Culturzustande und liefern ca. 50 Fuder Heü. Die im Jahre 1862 - 63 vorgenommene Drainage eines großen Schlages, also 1/5 des vorhandenen schwerern Bodens, wird voraussichtlich von sehr großer Wirkung sein, obgleich nur von sämmtlichen Hügeln die Nordseite mit Röhren-Leitungen versehen wurde, und wol 1/3 der aufgelaufenen Kosten mehr hätten verwendet werden können, was eine bedeütende Rente würde in Aussicht gestellt haben. Die zur Ausführung gekommene Melioration hat pro Morgen 10 Thlr. gekostet.
Auf dem Gute ist eine Z i e g e l e i vorhanden, welche indessen in ihrer Einrichtung nicht allein was den Brennofen, sondern auch die Ziegelscheünen betrifft, einer Verbesserung dringend bedürftig ist. Jährlich werden 5 - 6 Brände à 40.000 zur Hälfte Steine und zur andern Hälfte Drain-Röhren verfertigt. Zur Bereitung der hierzu nöthigen Erde werden ein Schlickeisenscher Patent-Thonschneider und Drain-Röhren-Presse mit vielem Erfolg benutzt.
Das zur Wirthschaft und zum Betrieb der eben genannten gewerblichen Anlagen vorhandene Personal besteht aus 2 Inspectoren, 1 wohnhaften Milchfahrer, 10 Tagelöhnern, 3 verheiratheten Pferdeknechten, 7 Knechten, 4 Mägden, 1 Schmiedegesellen.
Viehstand: 30 Pferde, 64 Kühe, 560 Schafe, 5 Zuchtsaüen, 1 Eber. Was das Rindvieh betrifft, so scheint sich das Ostfriesische Vieh, welches in neürer Zeit statt des bisher vorhandenen gewesenen Pommerschen Rinds, angeschafft worden, sehr gut zu rentiren, weshalb auch dessen Fortzüchtung in Aussicht genommen worden ist. Mit dem Borstenvieh ist gleichfalls eine wesentliche Verbesserung, betreffs Einführung der rein englischen Suffolks- und Berks-Race in neüerer Zeit vorgenommen. Die Schafe sind von hochfeiner Negretti-Abstammung und werden für die Folge gegen schwere Kammwoll-Schafe vertauscht werden. Federvieh ist zum Bedarf vorhanden. Zu eben demselben Zweck eignen Verbrauchs werden alljährlich 150.000 Stück Stechtorf mit der Hand gewonnen.
Das Gut gehört zur Kirchen- sowol als zur Schulgemeinde Neüenkirchen. Außer dem landesüblichen Schulgelde von den schulpflichtigen Kindern bezieht der Lehrer daselbst vom Gute Sparrenfelde alljährlich 12 Schffl. Roggen und 3 Thlr. 20 Sgr. baar. An die Kirche entrichtet das Gut 18 Schffl. Roggen an Abgaben, incl. der Kornpacht für den, im Anfange des laufenden Jahrhunderts in Erbpacht genommenen Kirchenacker. Früher war in Sparrenfelde eine Kapelle, welche zur päpstlichen Zeit selbständige Mater, seit der Reformation aber Filia von Neüenkirchen war. Das Gebaüde ist 1854 abgebrochen worden. Die Leistungen an die Pfarre betragen 36 Schffl. Roggen und 16 Thlr. baar. Bisher haben auf dem Gute Thlr. 181. 4. 4 an Grundsteuer gehaftet.
--- Der Name Sparrenfelde zeigt sich in den Urkunden bereits vor der Mitte des 13. Jahrhunderts. In Hezogs Barnim I. zwei Bewidmungs-Urkunden der Stadt Stettin mit Magdeburgischem Recht und mit dem Nutzungsrecht der zwischen der Stadt Damme und dem Flusse Ina belegenen Waldungen, beide vom Jahre 1243, steht ein Albertus d e S p a r r e n u e l d e als Zeüge und Bürge. Unter den Kirchen, welche vom Bischof Hermann von Kamin im Jahre 1286 der geistlichen Gerichtsbarkeit des Kapitels zu St. Marien in Stettin unterworfen wurden, steht auch die Kirche zu S p a r r e n f e l d e. Die Herzoge Swantibor und Bogislaw bekunden in dem offenen Briefe vom Jahre 1373, worin sie der St. Marien-Kirche zu Stettin alle ihre Güter bestätigen, daß ihr Älter-, ihr Großvater und ihr Vater der gedachten Kirche das Eigenthum auch des Dorfes S p a r r e n f e l d e verliehen habe. Neün Jahre später tritt ein Gert v. S p a r r e n f e l d e als Zeüge in einer Rechtsverhandlung auf, kraft deren Cort v. Schwanebeck sein Dorf Raggow dem St. Georgs-Spitel vor Pasewalk für 500 Mark Stettinscher Pfennige verpfändet. Also war Sparrenfelde 1382 im Besitz auch eines ritterlichen Geschlechts. In der Folge sieht man die Wussows mit ganz, bzw. mit Theistücken von Sparrenfelde belehnt; zuerst Peter Wussow zu Lübzin 1477 mit zwei Höfen, die er käuflich an sich gebracht hatte, 1517 wird Joachim W. mit des Sixtus, seines Vaters, Gütern belehnt, unter denen auch Sparrenfelde steht. 1554 Mittwochs nach dem Sonntage Oculi vertauschten die Curatores und Diaconi des Marienstifts mit Ludke Wussowen, Erbrichtern zu Stettin und Erbsessen zu Pomellen, einige Höfe des Stifts zu S p a r r e n f e l d e und Pargow gegen einige andere zu Scheüne und Mandelkow. Herzog Barnim confirmirt diesen Tausch, Wolin, den 9. Juni 1555. 1558 verpfändete Peter. W., auf Pomellen und Kurow Erbgesessen, das Gut Sparrenfelde auf 21 Jahre an Valtin v. Eickstedt, und 1562 demselben wiederholt einige Höfe und Kotzen (Kossaten) auch in Sparrenfelde auf 25 Jahre. Adam v. Wussow verpfändete 1591 das Gut Sparrenfelde an Christoph, Busse und Hennig, Gebrüder v. Ramin, auf 25 Jahre wiederverkäuflich für 5000 Thlr. In den Lehnbriefen, welche dem Wussowschen Geschlecht im 17. Jahrhundert ertheilt wurden, steht Sparrenfelde nicht mehr; so namentlich fehlt es in Carl Heinrichs v. W. Lehnbrief von 1690. Der Genral-Lieutenant und nachmalige General-Feldmarschall, auch Staats-, Kriegs- und Cabinets-Minister und Befehlshaber in der Festung Stettin, Adrian Bernhard v. Borck, der nach der Thronbesteigung Friedrich II. am 28. Juli 1743 in den Grafenstand des Königsreichs Preüssen erhoben wurde, brachte das Gut Sparrenfelde mit dem Lehn an sich und vertauschte es, zufolge Vergleichs vom 28. März 1725 für das ihm abgetretene Gut Ladentin an den Landrath Jürgen Bernd v. Ramin, welcher in den Lehnbriefen von 1729 und 1743 mit diesem Gute belehnt wurde. Ramin veräußerte es 1746 wiederverkäuflich auf 24 Jahre für 11.000 Thlr. an den Hauptmann Joachim Detlow v. Plötz, von dessen Wittwe, Elisabetz Sabine, geb. v. Berg, nachdem der Landrath J. B. v. R. zum Besten seiner Söhne sich des Einlösungsrechts begeben hatte, das Gut im Jahre 1754 durch Carl Bogislaw v. R., Landrath und Schloßhauptmann des Markgrafen Friedrich zu Schwedt, für 12.000 Thlr. eingelöst wurde.
Dieser verkaufte Sparrenfelde für denselben Preis im Jahre 1780 an den Hauptmann Otto Friedrich v. Rohr, und dieser 1785 erblich für 10.500 Thlr. an die Gemalin des Landschafts-Deputirten und Erb-Landmundschenken Philipp Otto Ludwig v. Wussow (des letzten seines Stammes, † 26. März 1804), Charlotte Auguste Philippine, geb. v. Stockhausen, nach deren am 15. Januar 1799 eröffneten Testamente vom 16. April 1795, ihr Bruder und Universal-Erbe, der Oberst und nachmalige General-Major Johann Friedrich Gustav v. Stockhausen in den Besitz trat. Durch die am 17. Januar 1781 publizirte Sentenz der Pommerschen Regierung (obersten Landes-Justiz- und Lehnshofes) sind die Agnaten des Raminschen Geschlechts mit allen Lehnsansprüchen an Sparrenfelde präcludirt und dieses Gut zu einem freien Allod erklärt worden. Nach Ableben des Generals v. Stockhausen erbte das Gut dessen Sohn, der beim Borckschen Regiment in Stettin stehende Hauptmann Johann Carl Friedrich Luwig v. St. während dessen Besitzzeit die Unglücksjahre 1806, 1807 eintraten und die französische Occupation der Stadt und Festung Stettin bis 1813.
In der erneüerten Ritterguts-Matrikel von 1828 steht als Besitzer von Sparrenfelde Heinrich Schütte aufgeführt, von dem das Gut an seinen Schwiegersohn Niemann kam. Dieser verkaufte es 1847 für 105.000 Thlr. an Georg Joachim Friedrich Boldt, der es zehn Jahre nachher, zufolge Vertrags vom 21. Juni 1857 für 138.000 Thlr. an den Gutsbesitzer Balthasar, aus Gr.-Milzow, im Grimmenschen Kreise, und dieser durch Vertrag vom 31. Juli 1862 für 153.060 an den gegenwärtigen Besitzer Müller, verkaufte. Letzterer war bis dahin Pächter des Guts Gerdshagen bei Güstrow, in Mecklenburg, gewesen. Müller bewirthschaftet das Gut nicht selbst, sondern hat es auf 8 Jahre, bis 1870, an seinem Bruder verpachtet.2
[1] Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, enthaltend die Stammtafeln der im ehemaligen Kurfürstenthum Hessen ansässigen zur althessischen Ritterschaft gehörigen Geschlechter, bearb. von Rudolf von Buttlar-Elberberg, Hofbuchhandlung Gustaf Clauning, Cassel 1888
[2] Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin, Bearbeitet von Dr. Heinrich Berghaus, der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, der Akademien der Wissenschaften zu Amsterdam und Mailand, so wie der geographischen Gesellschaften zu London, Paris, St. Petersburg znd Wien etc. Mitglied: einer der Stifter der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1828, Zweiter Band, enthaltend: den Randowschen Kreis und Allgemeines über die Kreise auf dem linken Oder-Ufer, Verlag von W. Dietze, Anklam, Druck von Gunkel & Muthschall, Berlin 1865, S. 1707 GoogleBooks
[] Allodiale Verschreibung für den Generalmajor Johann Friedrich Gustav von Stockhausen über das Gut Sparrenfelde, das zuvor seine Schwester bis zu ihrem Tod besaß. Unterschriften: Regierungspräsident Georg Friedrich von Eickstedt, Regierungsvizepräsident Ludwig Wilhelm von Braunschweig, Regierungsräte Christian Friedrich Schoebe, Johann Otto Friedrich Oelschläger und Karl August Friedrich Wilhelm Schultze sowie Kriminalrat und Lehnssekretär Johann George Ludwig Zitelmann. den Ein und Dreißigsten Märtz im Jahre Ein Tausend und Acht Hundert. Siegel der Pommerschen Regierungs- und Lehnskanzlei in Metallkapsel an schwarz-weißer Schnur, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VII. HA, Allg. Urkundensammlung Nr. 272